„Mein Zuhause ist kein Spielball für Gerichte und Politik“
Nach langem Warten lehnt das OVG-Münster den Einspruch gegen die vorzeitige Besitzeinweisung an RWE ab. Es gäbe keine gesetzliche Grundlage für Klimaschutz.
Gründung der ersten kollektiven Landwirtschaft in Lützerath.
Im Laufe des dezentralen Aktionstages am 08.01. wird der Paulahof besetzt. Es ist ab da an wieder Teil des Dorfes.
Das OVG Münster kündigt an, die Entscheidung um die vorzeitige Besitzeinweisung zu vertagen.
Gegen die vorzeitige Besitzeinweisung , die der Konzern RWE beantragt hatte, wird Widerspruch eingelegt. Nachdem die erste Instanz RWE den Rücken frei hält, geht der Prozess in die zweite Instanz.
Ab Oktober dürfen wieder Bäume gerodet werden. Es werden Vorbereitungen getroffen um Rodungen zu verhindern. Bisher konnte kein Baum gefällt werden
Die Abrisse ziehen sich über mehrere Wochen während derer es zu vielfältigem Protest kommt.
Nach Rodungen an der L277 werden auch in Lützerath Bäume gefällt.
Mit dem geplanten Abriss der L277 regt sich der Widerstand in Lützerath.
Nach Plänen RWEs sollte die Umsiedlung abgeschlossen sein bis:
Nach dem Braunkohleplan vom Februar 2006 begann die Umsiedlung in Lützerath am:
Erste urkundliche Erwähnung von Lützerath
Lützerath ist eines der sechs von der Abbaggerung bedrohten Dörfer am Tagebau Garzweiler II. Die Tagebaukante rückt stetig näher. Um die Kohle unter Lützerath zu fördern, werden Häuser im belebten Dorf abgerissen und Bäume gerodet.
Die Zerstörung wird im folgenden Vergleich nur zu offensichtlich:
Der Ort Lützerath wird zuerst – unter etwas anderem Namen – im Jahr 1168 erwähnt und erhält seinen heutigen Namen im Jahr 1681. Zunächst besteht der Weiler (= kleines Dorf) aus drei Höfen von denen heute nur noch die letzten beiden stehen:
Junkershof (ca. Ende 14. Jhd – 21.01.2021)
Neuwerker- oder Paulshof (1168 – ???)
Duisserner-, Mönchs- oder Wachtmeisterhof (1168 – ???)
Die Einwohnerzahl in Lützerath lag im Jahr 1970 bei 105, mit dem Aufkauf der Dörfer durch RWE nahm sie kontinuierlich bis ins Jahr 2019 ab. Mit dem Aufkommen des Widerstandes in Lützerath wandelte sich die Dynamik vor Ort massiv. Aus dem beschaulichen Weiler entwickelte sich ein Kristallisationspunkt des Widerstandes gegen die fortschreitende Klimazerstörung durch internationale Großkonzerne.
Lützerath hat einen festen Platz in der Geschichte der Klimagerechtigkeitsbewegung. So bildete sich 2015 in Lützerath das Aktionsbündnis Ende Gelände welches den Kohleausstieg selbst in die Hand nimmt und versucht durch Aktionen zivilen Ungehorsams ein weithin sichtbares Signal für eine Wende hin zu Klimagerechtigkeit zu setzen.
Im selben Jahr, sowie auch im Jahr darauf fand in Lützerath das Klimacamp Rheinland statt. Auch im Jahr 2021 soll es wieder in Lützerath stattfinden.
Am 20.07.2020 entwickelte sich aus einer Demonstration gegen den geplanten Abriss der Landstraße zwischen Lützerath und Keyenberg (L277) die Grundlage für einen nun beinahe ein Jahr andauernden Widerstand gegen die zerstörerischen Arbeiten RWEs. Nach der Demonstration fand ein Gottesdienst statt, der andauerte bis in den frühen Morgenstunden des 21ten die Abrissbagger anrückten. Es blockierten zahlreiche Menschen die Straße, Menschen besetzten Bagger und am 22ten wurde die Mahnwache Lützerath angemeldet.
Die Mahnwache wurde anschließend verlängert und stellt seit nun nahezu einem Jahr einen Anlauf- und Informationspunkt dar an dem Menschen aus den Dörfern, Aktive und interessierte Menschen zusammentreffen und gemeinsam ein Zeichen setzen gegen den dreckigsten, fossilen Energieträger. Mittlerweile wurde die Allee vor der Mahnwache durch einen Erdwall ersetzt, wir haben einen Winter mit Temperaturen bis zu -13° überstanden und sind noch immer 24 Stunden, 7 Tage die Woche vor Ort und zeigen mit unserer Anwesenheit, dass wir nicht hinnehmen das für die Profite Weniger die Klimakrise immer weiter angefeuert wird.
Ab dem 06.11.2020 begannen die Rodungsarbeiten in und um Lützerath. Innerhalb weniger Tage wurden in RWEs Auftrag hunderte Bäume getötet. Zahllose Tiere – von Vögeln, über Insekten, hin zu Kleinsäugern – verloren in der Folge ihr Zuhause. Menschen wurden aktiv gegen die Zerstörung.
Schon am ersten Tag der „Arbeiten“ kletterten Menschen in die Bäume und blockierten den Zugang zu den Bereichen in denen Bäume gefällt werden sollten. Es gab einen Versuch in das Gebiet vorzudringen in dem ein Harvester (landwirtschaftliches Fahrzeug, dass zur Fällung von Bäumen eingesetzt wird) einen kleinen Wald zerstörte, der aber durch Security und Polizei frühzeitig gestoppt wurde.
VIele Menschen kamen nach Lützerath und in den darauffolgenden Tagen wurde die Zerstörung immer wieder durch Personen auf Bäumen und in Traversen (Seile die zwischen zwei Punkten gespannt werden), den Einsatz von Tripods (dreibeinige Gestelle in deren Spitze üblicherweise eine Person sitzt) und durch zahlreiche Blockaden verzögert. Das Bündnis Alle Dörfer Bleiben meldete Mahnwachen an und es gab zahlreiche Demonstrationen. In diesem Zeitraum waren während der „Arbeitszeiten“ fast dauerhaft Hundertschaften vor Ort und erleichterten so das Voranschreiten der zerstörerischen Taten enorm.
Im Januar kam es dann erneut zu Widerstand in Lützerath. Diesmal ausgelöst durch die Vorbereitungen zum Abriss von vier Häusern in Lützerath. In den frühen Morgenstunden gelang es einer Gruppe von Aktiven auf das Dach eines Hauses zu gelangen. Dies bildete den Auftakt für circa 2 1/2 sehr widerständige und intensive Wochen in denen immer wieder Hausdächer, Straßen und „Arbeitsgeräte“ besetzt wurden. Der Widerstand war divers und es gab wie im November immer wieder Demonstrationen, eine widerständige Drei-Königsaktion und auch Mahnwachen.