Gerechtigkeit für die Triquis!

Auch unter der „linken“ Regierung von Präsident AMLO (Andrés Manuel López Obrador) in Mexiko werden die Rechte der indigenen Bevölkerung systematisch mit Füßen getreten. Ein brandaktuelles Beispiel dafür ist die Behandlung der indigenen Gruppe der Triquis, die erst von ihrem Land vertrieben wurde und nun auf brutale Art und Weise am protestieren gehindert werden soll.
Die eigentlich selbstorganisierte Befreiungsbewegung der Triquis MULT wurde gezielt von der korrupten lokalen Regierung vereinnahmt und instrumentalisiert. Persönliche Bereicherung, Waffenerwerb und Auftragsmorde gehörten von nun an zum Alltag. 2006 kommt es daher zu einer Spaltung der Triquis. Es bildet sich die MULTI (Movimiento de Unifocación y Lucha Triquis Independiente), die die selben Werte wie die ursprüngliche MULT vertritt, jedoch ihre Unabhängigkeit betont. Die Triquis, die sich in der MULTI organisieren, werden seither von der MULT gewaltsam unterdrückt. Ende 2020 waren 143 Triqui-Familien deshalb gezwungen, ihr Land in Tierra Blanca im südlichen Bundesstaat Oaxaca zu verlassen, weil die paramilitärische Gruppe dort die Macht an sich riss und seitdem mit Gewalt und Ermordungen gegen Kritik und Protest vorgeht
Am 26.12.2020 wurde der Compañero Andres Martinez Lopez und seine drei Kinder José Andres Martinez Martinez (10 Jahre), Sheyla Martinez Martinez (8 Jahre) und Darwin Nelson Martinez (1 Jahr) ermordet, weil sie sich der MULT nicht unterwerfen wollten. Diese Morde markieren den Beginn der Vertreibung der widerständige Triquis von ihrem Land Tierra Blanca Copala. Als Reaktion auf die Vertreibung errichteten die Triquis von Tierra Blanca ein Protestcamp in Mexiko City, mit dem sie Gerechtigkeit einforderten, d.h. die Rückkehr auf ihr Land sowie Aufklärung und Bestrafung der begangenen Gewalttaten und Morde.
Statt diese Forderungen zu erfüllen, versucht die Stadtregierung, den Protest weiter zu kriminaliseren und zu unterdrücken: Am vergangenen Montag (25.04.) wurde das Protestcamp am frühen Morgen gewaltsam geräumt. Frauen und Kinder wurden geschlagen und verletzt, Kinder versucht von ihren Eltern zu trennen. Die Menschen wurden zu einem provisorischen Lager auf einem Parkplatz neben einer Müllhalde gebracht, auf dem sie festgehalten wurden und ihnen die Erfüllung ihrer Grundbedürfnisse untersagt wurde. Demonstrationen, die als Reaktion darauf stattfanden, wurden an verschiedenen Stellen von der Polizei eingekesselt und stundenlang festgesetzt. Zwischendurch wurden die Menschen aufgefordert, für ihre Freilassung ein Dokument zu unterschreiben. Unter anderem hätte dieses Dokument ihnen verboten, zukünftig in Mexiko City zu protestieren, deswegen lehnten die Triquis eine Unterschrift ab. Die ganze Situation wurde von den Triquis als psychische Folter empfunden.
Schließlich, nachdem sich diese Situation über 40 Stunden hingezogen hatte, wurden die Triquis auch aufgrund des Drucks von solidarischen Organisationen und Medien freigelassen und konnten an einen sicheren Ort ihrer Wahl gehen.
Als Reaktion auf die ungerechte und menschenunwürdige Behandlung sollte eine Pressekonferenz veranstaltet werden. Bereits auf dem Weg dorthin, wurden sie erneut von der Polizei unter Vorwänden aufgehalten und schikaniert. Die Pressekonferenz konnte letztendlich mit einiger Verspätung dennoch stattfinden. Dort kündigten sie an, nicht mit dem Protest aufzuhören, solange sich ihre Situation nicht ändern wird und wenn nötig solange neue Blockaden zu machen, bis sie ihr Zeil erreicht haben: Primär, dass die 143 Familien sicher zurükkehren können und dass die Regierung ihre Rechte respektiert, aber mit der Aussicht auf einen ausführlichen Prozess des Dialogs, der auch die MULT mit einschließt, um den Konflikt zu beenden und in einem Friedensvertrag zu münden. Bis dahin sei es noch ein weiter Weg, doch man sei bereit, ihn bis zu Ende zu gehen, so ein Sprecher der Triquis auf der Konferenz, die Regierung habe bisher aber kein Interesse gezeigt, einen solchen Prozess zu akzeptieren. Schon für den folgenden Tag wurden neue Proteste in Oaxaca angekündigt. Den Link zur Aufzeichnung der Pressekonferenz findet ihr hier.

Wir sind Triquis der Gemeinschaft, Tierra Blanca, Oaxaca. Wir mussten aus unseren Gebieten fliehen, weil sie uns aus dem Weg schossen.
Post der Offiziellen Origanisation der Triquis Independientes nach Freikommen aus der Einkesselung, Übersetzung auf Englisch weiter unten...
Statement aus dem Kessel mit deutschen untertiteln:
Botschaft eingekesselter Personen nach gewaltsamer Räumung:
— Lützerath bleibt! #ZADRheinland (@LuetziBleibt) April 26, 2022
Seit >20h werden Menschen festgehalten ohne Zugang zu Wasser, Nahrung
Polizei verübt gender-basierte Gewalt
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Teilt ihre Forderung zur sofortigen Freilassung und den Aufruf zur Solidarität! https://t.co/cE0ZWi6Wjl pic.twitter.com/VglHVZbRJU