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Pressemitteilungen

Am heutigen Mittwoch, 22.01.2025, wurde am Amtsgericht Erkelenz die Verhandlung gegen den „Mönch von Lützerath“ eröffnet.
 
Die Staatsanwaltschaft eröffnete die Verhandlung mit dem Verlesen der Anklage. Der Vorwurf der Körperverletzung steht im Raum – allerdings gab es keine entsprechenden Berichte über diese Verletzungen.
Der Angeklagte eröffnete die Verhandlung mit einem eindrücklichen Statement. Er schilderte die überwältigende Polizeigewalt bei der Großdemonstration vor Lützerath am 14.01.2023. Sein Handeln beschrieb er so: „Ich hatte überhaupt nicht daran gedacht, das zu tun. Es war eine spontane Reaktion, die stärker war als ich. Ich wollte nicht ein viertes Mal weinen, während ich zusah, wie Menschen verprügelt werden. Ich empfand es als eine gewaltfreie Aktion, den Polizisten davon abzuhalten, gewalttätig zu werden.“ Dem schloss er eine flammende Rede über gewaltfreien Widerstand an, der nötig sei, um die Schöpfung und unsere Lebensgrundlagen zu erhalten.
 
Richter Floeth schien anschließend schon bereit, das Urteil zu sprechen. Die Verteidigung beantragte jedoch, die betroffenen Polizisten in den Zeugenstand zu berufen, um mehr über die im Raum stehenden Verletzungen herauszukriegen. Dies wird am bereits geplanten Termin am 05.02.2025 stattfinden.
 
Loïc S. nach dem Prozess: „Ich bin zufrieden. Ich habe gesagt, was ich sagen wollte und das war mir wichtig.“
 
Zwischenzeitlich waren, neben zahlreiche Pressevertreter*innen, etwa  70 Unterstützer*innen im und vor dem Gerichtsgebäude. Mit Schildern, Mönchskostümen und Musik brachten sie ihre Solidarität mit dem Angeklagten zum Ausdruck.

Viele dieser Menschen sind immer noch in der Region aktiv, so etwa Blanche Schwanke von der Mahnwache Lützerath Lebt: 
„Auch zwei Jahre nach der Räumung von Lützerath lohnt es sich, gegen RWE zu kämpfen! Sei es am Hambacher Tagebau, an dem der Hambi und der Sündenwald akut bedroht sind oder am Tagebau Garzweiler, an dem Keyenberg immer noch gefährdet ist und die Pläne der Stadt Erkelenz alles andere als bürgerbeteiligend sind. Auch unser Trinkwasser ist durch RWE massiv gefährdet – wir müssen jetzt eine starke Wasserbewegung aufbauen und mit unseren Freund*innen in Frankreich und global zusammenarbeiten.“
 
Lara Meyer, Besucherin des Protests: „Egal wie es im Februar weitergeht: Wir lassen Loïc nicht alleine! Nicht er, sondern die Polizei und RWE gehören vor Gericht!“

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Gestern, am 25.04.2024 wurde ein Klimagerechtigkeitsaktivist
am Amtsgericht Kerpen freigesprochen. Ihm wurde vorgeworfen am 16.01.2023 rund
um die Räumung von Lützerath einen Bagger in der Kohlegrube Hambach besetzt zu
haben.

“Ich bin freigesprochen worden. Das ist erstmal gut und
richtig. Das Gelände war nicht befriedet und das konnten wir heute vor Gericht
darlegen. Auch wenn das Verfahren aus rechtlicher Sicht heute ein Erfolg war,
wurde Lützerath abgebaggert. Wir können uns den Kohleabbau nicht mehr leisten
und brauchen ein gutes Leben für alle“ sagt der Freigesprochene.

Die Räumung Lützeraths ist nun mehr als ein Jahr her. RWE
baut seitdem weiter Kohle ab. Kohle, die dazu führt, dass weltweit Menschen
unter den Folgen der Klimakrise leiden. Juristische Verfahren laufen auch gegen
RWE, wie z.B. von Saúl Luciano Lliuya aus Peru (1).

Der Prozess am Amtsgericht Kerpen startete um 09:15 Uhr. In
der Beweisaufnahme erläuterte der Zeuge F, Bergbauingenieur von RWE, dass der
Braunkohletagebau Hambach an vollständig befriedet sei. Die Verteidigung führte
daraufhin Videoaufnahmen ein, die zeigten, dass es möglich ist, sich ohne eine
sichtbare Umfriedung der Grube zu nähern. Der Richter signalisierte nach der
Entlassung des Zeugen F. und einer Stellungnahme der Verteidigung zum Stand der
Beweisaufnahme, dass er deren Einschätzung teile und nicht von einer Umfriedung
ausgehe. Ein Freispruch läge nahe. Dies änderte sich auch nicht nach der
Befragung des zweiten Zeugen, Kriminalhauptkommisar J. Dieser erläuterte, er
war nicht vor Ort und könne nichts Neues sagen. Die Verhandlung endete um 11:40
Uhr mit dem Freispruch des Angeklagten. Ob die Staatsanwaltschaft Rechtsmittel
einlegt, wird sich in der nächsten Woche zeigen.

Dieser Prozess ist einer der Ersten rund um die Räumung von
Lützerath. In Erkelenz wurde erst kürzlich eine Person freigesprochen, die
wegen Protest in Lützerath 2022 angeklagt war. Zudem wurde an der Mahnwache vor
dem Amtsgericht Kerpen berichtet, dass auch ein Verfahren gegen den Sprecher
auf der großen Demonstration am 14.01.2023 Peter Emorinken-Donatus eingestellt
wurde (2). „Unser Banner ‚Klimaschutz ist kein Verbrechen‘ heute vor dem
Amtsgericht wird uns auch zu allen weiteren Prozessen begleiten. Wir stehen
solidarisch an der Seite der Angeklagten!“, sagt Toni Aalen von der
Initiative Lützerath Lebt.

 

Kontakt:

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X: https://x.com/Gegenangriff1

ganzer Prozessbericht der Gruppe: https://antirrr.nirgendwo.info/2024/04/25/kerpen-freispruch/#more-1366

(1) https://rwe.climatecase.org/en
(2) https://www.instagram.com/p/C4qhy_FsGrK/?igsh=MWs1azE4cGJiY29nNw==

1 Jahr nach Lützerath: Neue Daten stellen energiepolitische Notwendigkeit der Räumung in Frage ++ Zivilgesellschaft kritisiert NRW-Landesregierung und Polizei

Vor genau einem Jahr, am 11. Januar 2023, hat die Polizei im Auftrag der schwarz-grünen NRW-Landesregierung mit der gewaltsamen Räumung des Dorfes Lützerath begonnen. Aktivist:innen hatten das Dorf besetzt, um eine Vergrößerung des Tagebaus Garzweiler II zu verhindern und so die Einhaltung des deutschen 1,5-Grad-Budgets zu ermöglichen. Begründet wurde die Räumung damit, dass die Braunkohle unter dem Dorf zur Sicherung der Energieversorgung in den Folgejahren notwendig sei. Unabhängige Gutachten (DIW Berlin, Aurora Energy Research) stellten die behauptete Notwendigkeit bereits damals in Frage. Am ersten Jahrestag der Räumung verurteilen Umweltverbände und zivilgesellschaftliche Initiativen die Räumung als unnötig und gewalttätig. 

Eine aktuelle Auswertung der Kraftwerksdaten für das Jahr 2023 stützt ihre Aussage: Während ‘BET Energie’ im Auftrag der Landesregierung einen Zuwachs der Stromerzeugung in den für Garzweiler relevanten Kraftwerken um 5,4 TWh prognostizierte, war gegenüber 2022 faktisch ein Rückgang um 11 TWh auf 26,5 TWh zu verzeichnen. Dies bedeutet einen Produktionseinbruch von 28,5% und entspricht dem Niveau, das BET im optimistischsten Szenario erst für 2025 vorausgesagt hatte.*

Dirk Jansen, NRW-Geschäftsleiter des BUND: “Die Daten sind eindeutig: Der von der Landesregierung behauptete Anstieg der Kohleverstromung ist ausgeblieben. Stattdessen sank die Nachfrage im letzten Jahr deutlich. Damit ist klar: Lützerath sollte weichen, um ein Symbol der Klimabewegung zu beseitigen. Eine energiewirtschaftliche Rechtfertigung für die Räumung hat es nie gegeben.”

Mara Sauer, Lützerath Lebt: “Dass wir Lützerath als Ort nicht erhalten konnten, schmerzt. Dieser Kampf war jedoch nie isoliert, sondern immer Teil eines globalen Kampfes um Gerechtigkeit. Dieser geht weiter und wir nehmen dafür viel aus Lützerath mit, was wir gelernt, erlebt und erfahren haben. Es ist klar: zusammen können wir vieles schaffen – doch dafür braucht es uns alle.”

Peter Emorinken-Donatus, Journalist und Umweltaktivist: “Die derzeitige Kriminalisierung von Aktivist*innen in Deutschland ist paradox: Sie setzen sich für unser aller Überleben ein, doch die wirklichen Kriminellen sind die großen Konzerne in Zusammenarbeit mit der politischen Lobby. Wir lassen uns als Bewegung nicht einschüchtern, sondern werden lauter! Und: Wir haben keine Umsturzpläne, wir wollen unsere Erde retten.” 

Jule Fink, Ende Gelände: „Mit der brutalen Räumung Lützeraths hat die Regierung bewiesen, dass sie die Profitinteressen der fossilen Konzerne um jeden Preis durchsetzt. Statt endlich aus allen fossilen Energien auszusteigen, baut sie nun massiv neue Gasinfrastruktur. Aber unser Widerstand lässt sich nicht räumen. Ob Braunkohle unter Lützi, Gaspipelines in Brunsbüttel oder der Aufbau von LNG-Terminals vor Rügen: Wir sind das Investitionsrisiko.“

Alexander Jordan, RWE & Co. enteignen: “Lützerath war ein Aufbäumen der demokratischen Gesellschaft, die sich in den Weg gestellt hat und weiter kämpfen wird, für eine Energieversorgung, die uns gehört und unser Zuhause nicht kaputt macht.”

Anne Rothkranz-Pott, kommissarische 1. Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) Nordrhein-Westfalen e.V.: „Als Bäuerinnen und Bauern bedauern wir sehr, dass der Schutz des wertvollen Ackerbodens im Tagebaugebiet keine politische Priorität hat. Gesunde Böden sind unsere Lebensgrundlage. Wir sollten sie erhalten, statt sie RWEs Profitgier zu opfern.“

Aufnahme der Pressekonferenz: Lützerath – Pressekonferenz 1 Jahr nach Räumung (youtube.com)


Hintergrund:

*BET Energie hatte im September 2022 in einem Kurzgutachten für die Landesregierung NRW einen Zuwachs der Stromerzeugung in den vom Tagebau Garzweiler II mit Braunkohle belieferten Kraftwerken an den Standorten Neurath und Niederaußem von 38,7 TWh (2022) auf 44,1 TWh (2023) prognostiziert. Demgegenüber entsprach die tatsächliche Erzeugung im Jahr 2022 insgesamt 37,1 TWh und sank 2023 auf lediglich 26,5 TWh. Der Betreiber RWE veröffentlicht die Kraftwerksdaten zu Jahresbeginn. Die Daten sind beispielsweise auf www.energy-charts.info einsehbar.

Kontakte:

+++ Statement zu einem Fall rassistischer Polizeipraxis (English below) +++

Am frühen Nachmittag des 21. Januar wurde ich am Bahnhof Hochneukirch auf dem Weg zur Lützi Art Ausstellung, kurz nach dem Verlassen von Unser Aller Camp, einer rassistischen Polizeikontrolle unterzogen.

Als wir den Bahnsteig betraten, stiegen 4-5 Bundespolizist*innen aus ihrem Wagen aus, gingen auf den Bahnsteig zu und kamen zuerst auf mich zu. Es besteht kein Zweifel, dass sie unsere Gruppe nicht kontrolliert hätten, wenn ich nicht schwarz gewesen wäre; allein aufgrund meiner Hautfarbe vermuteten und nahmen sie an, dass ich kein Recht hatte, in Europa zu sein und daher ein illegaler Einwanderer war, und verlangten meinen Pass zu sehen. 

Natürlich trage ich ein so wichtiges Dokument nicht überall mit mir herum, und selbst als ich ihnen sagte, dass ich Bürger eines EU-Landes sei, blieben sie ungläubig, dass ich mich nicht legal in Europa aufhielt. Sie fühlten sich im Recht, jemanden, der ihrer Meinung nach nicht zu Europa gehört, an der Grenze zu kontrollieren. Wenn ich allein gewesen wäre, wäre es noch einschüchternder gewesen, da ich kein Deutsch spreche.

Auch nachdem deutschsprachige Mitglieder der Gruppe die Beamten nach dem Grund der Kontrolle gefragt und darauf hingewiesen hatten, dass sie bei einem fünfminütigen Gespräch mit der Person anhand des Akzents klar erkennen würden, dass diese aus Europa stamme, antwortete die Polizei, dass diese Person möglicherweise illegal und ohne Papiere nach Deutschland eingereist sei und daher eine Kontrolle zwingend erforderlich sei.

Es war eine demütigende Erfahrung und macht deutlich, wie sehr die polizeiliche Repression uns alle bedroht: wie rassistische Profilerstellung und die Unterdrückung/Kriminalisierung von ökologischem Widerstand zusammenfallen können und wie viel verletzlicher Teilnehmer*innen mit marginalisiertem Hintergrund in diesen Kämpfen sind. Die Einschränkung von legitimem Dissens und die Kriminalisierung von Minderheiten aller Art, insbesondere von Menschen, die vor Krieg, Armut und anderen Lebensbedrohungen fliehen, muss mit gleicher Entschlossenheit bekämpft werden.

Die Klimakatastrophe wird nur noch mehr irreguläre Bewegungen von Menschen mit sich bringen, die vor Naturkatastrophen fliehen, die durch die Abhängigkeit des globalen Nordens von fossilen Brennstoffen verursacht werden. Wenn die offensichtlichen „Erwachsenen“ in den Industrienationen in Europa und darüber hinaus weiterhin kohlenstoffemittierende Ressourcen ausbeuten, um eine ungleiche, zerstörerische Wirtschaft aufrechtzuerhalten, von der nur eine bürgerliche Klasse profitiert, die immer mehr Profite auf Kosten der arbeitenden Klassen über alle Grenzen hinweg und insbesondere in im globalen Süden monopolisiert, dann kann man es nur als einen Akt schrecklicher Heuchelei bezeichnen, diejenigen zu kriminalisieren und zu dämonisieren, die vor den Folgen derselben Politik fliehen. Zusätzlich zu der Politik der Fremdenfeindlichkeit, die jede_n „Andere_n“ zum Sündenbock für die Krisen macht, die durch eine bankrotte politische und wirtschaftliche Ordnung verursacht werden.


English:
+++ Statement on a case of racist police practice +++

In the early afternoon of the 21st of January, I was the subject of a racist police control at Hochneukirch train station on the way to the Lützi Art exhibition, shortly after leaving Unser Aller Camp.

As we walked onto the platform, 4-5 Bundespolizei got out of their van, walked towards the platform, and approached me first. There’s no doubt that had I not been black, they wouldn’t have controlled our group ; based on my skin colour alone, they suspected and assumed I had no right to be in Europe and was therefore and illegal immigrant and demanded to see my passport.

Naturally, I don’t carry such an important document everywhere I go, and even when I told them I was a citizen of an EU country they still persisted with disbelief that I wasn’t in Europe legally. They felt the right to enforce the border on someone they perceived to not belong. If I had been on my own it would have been even more intimidating, given that I don’t speak Deutsch.

Even after German speakers of the group had asked the officers for the reason of the control and mentioned that if they talked with the person for five minutes they would clearly realise from the accent this person was from Europe, the police answered this person might have entered Germany illegally without documents and thus a check was mandatory.

It was a humiliating experience and highlights how police repression is threat to all of us : how racial profiling and the repression/criminalisation of ecological resistance can coincide with each other and how much more vulnerable participants from more marginalized backgrounds are in these struggles. The restriction of legitimate dissent and the criminalisation of minorities of all kinds, especially those on the move fleeing from war, poverty and other threats to life, must be resisted with equal vigour

Climate catastrophe will only bring more irregular movements of people fleeing from natural disasters caused by the global North’s addiction to fossil fuels ; if the adults in the room of the industrialised nations in Europe and beyond continue to exploit carbon emitting resources to perpetuate an unequal destructive economy which only benefits a bourgeois class monopolizing ever more profits at the expense of the the working classes across all borders, and especially the global south, then it can only be called an act of horrific hypocrisy to criminalise and demonise those who flee from the consequences of those same policies ; on top of the politics of xenophobia scapegoating anyone „other“ for the crises caused by a bankrupt political and economic order.


++ Aktivist*innen fordern Schadensersatz von RWE für die Betroffenen der Klimakrise ++

24.01.2023, Keyenberg – Die
Initiative Lützerath Lebt fordert RWE auf, endlich für die Schäden
aufzukommen, welche der Konzern über Jahrzente der Klimazerstörung
veursacht hat. Sie unterstützt damit unter anderem die Klage des
peruanischen Bauern Saúl Luciano Lliuya, welcher seit 2015
Schadensersatz von RWE einklag
t (1). Guido Steffen, der Sprecher von RWE, hatte zuvor angekündigt, dass der Konzern Schadensersatz von den Aktivist*innen aus Lützerath fordern werde. Damit sollten absurderweise die Aktivist*innen für angebliche Sachbeschädigungen an Eigentum von RWE aufkommen (2).

Milena Steinegger, Sprecherin von Lützerath Lebt, äußerte sich dazu: „Es ist an Absurdität kaum zu überbieten, dass der RWE-Konzern, der Dörfer, Biodiversität und unsere globale Lebensgrundlagen zerstört, nun Schadenersatz von Klimaaktivist*innen fordert, die selbiges zu erhalten versuchen. Die Klage von Saúl Luciano Lliuya gegen RWE und die Forderungen der Betroffenen bei der letzten UN-Klimakonferenz in Scharm El-Scheich zeigen uns, was gerade angemessen ist: Erstattung von Schadensersatz durch die, die auf unser aller Kosten mit Klimazerstörung Profit machen.“ Saúl Luciano Lliuya lebt in den nördlichen Anden Perus in einem Dorf unterhalb des Palcaraju-Gletschers. Dieser schmilzt durch die immer weiter steigenden Temperaturen direkt in den See Palcacocha hinein, welcher dadurch überzulaufen und damit Lliuyas Haus wie auch die von 50.000 anderen zu zerstören droht. Schuld daran trägt auch der Energiekonzern RWE als größter Treibhausgasproduzent Europas, der mit der Förderung von Braunkohle im Rheinland die Klimakatastrophe massiv weiter anheizt (3).

„RWE möchte im Rheinland noch 280 Millionen Tonnen dreckige und ineffiziente Braunkohle verfeuern, um weiter Rekordgewinne einzustreichen. Damit würde sie weiter die Klimakrise anheizen, die schon heute brutale Lebensrealität für Millionen von Menschen im Globalen Süden ist. Die Ausbeutung und Zerstörung der Lebensgrundlagen anderer Teile der Welt für den Wohlstand Weniger im Globalen Norden ist eine Fortführung kolonialer Strukturen. Klimagerechtigkeit bedeutet hier einen Bruch mit diesen kolonialen Kontinuitäten. Dafür muss RWE für die von ihr über Jahrzehnte der Klimazerstörung verursachten Schäden aufkommen, führt Johanna Inkermann von Lützerath Lebt weiter aus.

Bezüglich Schadensersatz von RWE sei zudem zu prüfen, ob während der Räumung der
teilweise mit Aspest verseuchte Schutt fachgerecht entsorgt wurde. Da Polizei und RWE die Räumung als auch den Abriss zeitgleich vollzogen hatten, ist unklar, inwiefern der giftige Staub langfristige
gesundheitliche Schäden bei den Besetzer:innen und Arbeiter:innen verursacht hat.




Lützerath Lebt:

Pressetelefon: 01575 3980277
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++ Innenausschuss Nordrhein-Westfalen tagt zu Polizeigewalt ++
++ Lützerath  Lebt fordert  eine Transformation der Polizei ++


Keyenberg, 20.01.2023

In den letzten Tagen wurden wir in und um Lützerath vielfach Zeug*innen von Polizeigewalt. Diese wurden gestern in der Sitzung des NRW-Innenausschusses von Innenminister Reul und Vertretern der Polizei mehrfach geleugnet.

Johanna Inkermann, Sprecherin der Initiative Lützerath Lebt, äußert sich dazu: „Es ist unerträglich, dass der Innenminister von einem hochprofessionellem Einsatz spricht, obwohl wir unzählige Aufnahmen von behelmten Polizist*inen haben, die unbewaffneten Demonstrant*innen mit der Faust in Gesicht und Thorax schlagen. Diese Gewalt als angemessenes Mittel der Wahl zu beschreiben zeigt, dass wir ein grundliegendes Problem in unserem jetzigen Polizeiapparat haben. Was wir brauchen ist eine tiefgreifende Transformation der Polizei.“

Unterstützt wird diese Analyse auch von unabhängigen Stellen.
So stellte der Jurist und Polizeiwissenschaftler Thomas Feltes zum Polizeieinsatz in Lützerath fest: „Da geht es um privatrechtliche Ansprüche, es gibt keine unmittelbare Gefahr für Leib oder Leben. […] Alles, was zu schweren Verletzungen führt oder führen kann, ist unzulässig.“
Für die Aufarbeitung existiert jedoch keine unabhängige Beschwerdestelle. Nur rund zwei Prozent der Fälle von Polizeigewalt werden von der Staatsanwaltschaft schließlich zur Anzeige gebracht, der Rest werde laut Rechtswissenschaftler Tobias Singelnstein fallen gelassen.

„Im Zusammenhang mit Lützerath entlud sich die Polizeigewalt auch gegen weiße pivilegierte Demonstrant*innen und bekommt deshalb eine derartige Aufmerksamkeit. Für von Rassismus Betroffene und anderweitig marginalisierte Menschen ist genau diese Gewalt jedoch Alltagsrealität, ohne dass darüber gesprochen wird“, so Sasha Lorenz von Lützerath Lebt. „Deshalb fordern wir als Sofortmaßnahmen eine Kennzeichnungspflicht für Polizist*innen, eine unabhängige Beschwerdestelle für Polizeigewalt und neutrale Beobachtung von Polizeieinsätzen. Das kann aber nur der Anfang sein. Mittelfristig müssen wir die Polizei als Organ abschaffen, das in erster Linie die Interessen eines kapitalistischen Systems stützt und dafür immer wieder Gesundheit und Leben von Menschen aufs Spiel setzt.“

Erkelenz. Am 14.01.2023, dem Tag der Großdemonstration bei Lützerath, kam es zu massiver Polizeigewalt. Lützerath Lebt! hat gemeinsam mit Demosanitäter*innen gestern begonnen, die Polizeigewalt der Demonstration zu dokumentieren.
Innerhalb eines Tages der Dokumentation meldeten sich 145 Menschen, manche zu mehrfachen Vorfällen. Diese Daten wurden in einer vierstündigen Sprechstunde, sowie durch Anrufe und Nachrichten in einem Zeitraum von 12 Stunden entgegengenommen.
Besonders aufgefallen ist die hohe Anzahl an Kopfverletzungen durch Schläge der Polizist*innen, von denen mindestens 45 Meldungen vorliegen. Mindestens 115 Menschen wurden getreten und geschlagen. In mindestens 65 Fällen wurde von Schlagstockeinsätzen berichtet. Mehr als 30 Menschen bezeugen den Einsatz von Pfefferspray und mindestens 10 Menschen erlitten Knochenbrüche. Es liegen über 15 Meldungen von Menschen vor, die vom Notdienst oder im Krankenhaus behandelt werden mussten. (Die Zahlen sind abgerundet um Repression durch Rückverfolgung einzuschränken.) Eine große Anzahl an Menschen wurde von Polizist*innen angegriffen, obwohl sie sich nicht wehrten, sich zurückzogen, mit dem Rücken zur Polizei standen, auf Anweisungen der Polizei hörten oder verletzt am Boden lagen.
Menschen berichten bereits von psychischer Belastung, als Folge der Hilflosigkeits- und Gewalterfahrungen.

Des weiteren ist es für die Betroffenen der Polizeigewalt unmöglich die Täter*innen zu identifizieren, da es in NRW keine Kennzeichnungspflicht gibt. Somit ist die Forderung an die Demonstrierenden, die Täter*innen zu melden schlicht nicht möglich.

\“Das Durchfließen von Polizeiketten, welches die Polizei in den Medien als Grund anführte, rechtfertigt in keinster Weise ein pauschales und derartig brutales Vorgehen der Polizei. Was wir am Samstag gesehen haben muss Konsequenzen für die Verantwortlichen der massiven Gewalt haben. Das gilt besonders für die schwarz-grüne Landesregierung, die diesen Einsatz angeordnet hat. Außerdem brauchen wir unabhängige Institutionen, damit Polizeigewalt endlich Konsequenzen hat und Täter*innen sich nicht weiter gegenseitig decken können.\“, so Zora Fotidou, Teilnehmerin der Demonstration am Samstag.

Diese Daten sind nur ein Bruchteil der erlebten Polizeigewalt. Die Dunkelziffer ist wahrscheinlich deutlich höher, da das Zeitfenster der Dokumentation klein war und sich nur Menschen melden konnten, die kurzfristig von der Datensammlung erfuhren.

„Die Regierung scheut sich nicht davor, massive Polizeigewalt gegen die eigene Bevölkerung anzuwenden, um die Profitinteressen des Energieriesen RWE zu schützen. Es ist schockierend, dass gerade diejenigen, die sich der Zerstörung unserer Lebensgrundlagen entgegenstellen, kriminalisiert und verprügelt werden\“, so Lamin Chukwugozie, Sprecher von Lützerath Lebt.

Lützerath ist beinahe vollständig zerstört und mit unserem Verlassen des Tunnels heute morgen auch komplett geräumt. Mit gemischten Gefühlen beobachten wir, wieviel Aufmerksamkeit die Medien dem Tunnel geschenkt haben. Die Fragen, die uns am häufigsten gestellt wurden (wie es uns geht, was wir da unten gemacht haben, wie wir den Tunnel gebaut haben), sind absolut irrelevant und gehen komplett am eigentlichen Thema vorbei. Der Tunnel an sich hat keine Bedeutung, die entscheidendere Frage ist, warum er gebaut und besetzt wurde. Zu Baubeginn standen wir vor der Situation, dass ein multinationaler Großkonzern mit Unterstützung der Politik und auf Grundlage eines Gesetzes aus der Nazizeit einen der besten Lössböden Deutschlands sowie eine ganzes Dorf zerstören wollte, um mit der Förderung des ineffizientesten fossilen Energieträgers seine Profite zu steigern. Wie viele andere in Lützerath wollten wir auf diesen Missstand aufmerksam machen und die Gesellschaft auffordern, sich dem notwendigen aktiven Widerstand gegen diese Absurdität anzuschließen. Wir sind erschüttert über die Zerstörungswut, mit der sich die Polizei wieder einmal zum Handlanger eines Großkonzerns gemacht hat; es gibt ein Recht auf Dienstverweigerung und alle an der Räumung beteiligten Polizeikräfte haben sich bewusst dafür entschieden, dort ihren Beitrag zur Klimakatastrophe zu leisten. Dass sie das mit der Unterstützung der schwarz-grünen Landesregierung tun, zeigt uns wieder einmal, wie wenig sich staatliche Autoritäten um das Gemeinwohl kümmern, und dass wir den notwendigen sozialen Wandel selbst in die Hand nehmen müssen.

Dieser eine Kampf ist verloren, doch der Kampf für soziale Gerechtigkeit muss weiter gehen. Noch immer sind Aktivist*innen wegen ihres Einsatzes für Klimagerechtigkeit in Haft, noch immer arbeiten Viele für den Profit der Wenigen und die Kohle unter Lützerath liegt noch immer im Boden…

Keyenberg, 16.01.2023 Polizeikontakte der Initiative Lützerath Lebt haben sich am Donnerstag, den 12.01.2023 dazu entschieden, den Kontakt zur Polizei aufgrund fehlender Arbeitsgrundlage zu beenden. Die Anwesenheit setzten sie nur aufgrund des ausdrücklichen Wunsches der Aktivist*innen vor Ort bis heute fort. 

Polizeikontakte von Seiten der Aktivist*innen haben seit dem Beginn der Besetzung Lützeraths in Kooperation mit dem Rechtshilfebüro Hamburg versucht, als vermittelnde Instanz zwischen Aktivist*innen und der Polizei auf Konfliktsituationen zu reagieren. Ihre Aufgabe besteht darin, bei Anfrage und Bedarf von Aktivist*innen auf Vermittlung zwischen Polizei und Aktivist*innen ansprechbar zu sein und Entschärfung von Konflikten voranzubringen. Ein Beispiel dafür wäre, dass die Polizei die nächsten Arbeitsschritte mitteilt und sich Aktivist*innen in nicht akut bedrohten Strukturen entspannen können.

„Absprachen zur Deeskalation, die in mehreren Gesprächen vereinbart wurden, wie beispielsweise das Erhalten der Räumungsküche, sind seitens der Polizei nicht eingehalten worden. Die öffentliche Behauptung der Polizei, einen transparenten, deeskalativen und besonnenen Einsatz durchzuführen, war wie erwartet nur vorgeschoben und erlogen. Wir wurden von Besetzer*innen stets angerufen, weil sie Angst um ihr Leben hatten und vertraute Personen am Boden sehen wollten. So waren wir auch der einzige Kontakt zu den Menschen der Tunnelbesetzung auf deren Wunsch, doch auch dies hat die Polizei zuletzt unterbunden“, sagt Polizeikontakt Mia Schmitz der Initiative Lützerath Lebt.

Die Polizeikontakte der Aktivist*innen waren für die Polizei ein Mittel für die öffentlich kommunizierte deeskalative Strategie. Zur Umsetzung fehlte die Vorraussetzung, dass die Kommunikationsbeamt*innen der Polizei Weisungsbefugnis oder die Polizeikontakte der Aktivist*innen, so wie in anderen Einsätzen üblich, direkten Kontakt zur Einsatzleitung hatten. Dadurch wurde verhindert, dass Hinweise auf lebensbedrohliche Situationen bearbeitet und die Lage entsprechend unterbrochen oder Maßnahmen gegegebenfalls weniger riskant fortgesetzt wurden. ​​​​​

Seitens der Polizeikontakte wurde auf diverse bedrohliche Situationen hingewiesen, wie beispielsweise dem Fällen von Bäumen in denen sich Sicherungseile befanden, an denen Menschen ihr Leben gesichert hatten. Desweiteren kam es zu fahrlässigen Rodungen nahe besetzten Strukturen und vielen weiteren lebensbedrohlichen Situationen. 

Marlene Berger von Lützerath Lebt sagt hierzu: „Die Räumung stand von Anfang an sichtbar unter einem ganz erheblichen Zeitdruck, welcher zu lebensbedrohlichen Situationen geführt hat. Für uns wurde vor Ort ersichtlich, dass dieser Zeitdruck von RWE ausging, welche für die Abrissarbeiten verantwortlich sind. Die Polizei verstärkte dies durch schnelle Räumungsarbeiten der Personen sowohl in der Nacht, als auch durch Räumungen an mehreren Stellen des Dorfes gleichzeitig.“

Obwohl im Vorhinein der Räumung kommuniziert wurde, dass in verschiedenen „Krisensituationen“ ein Stopp oder wenigstens eine Evaluation der vorgenommenen Räumung passieren würde, bevor es zu einem weiteren Vorgehen käme. Dies wurde trotz Tunnelbesetzung und Großdemonstration nicht eingehalten.
Während der Räumung wandelte sich die Aufgabe der Polizeikontakte aufgrund des eskalierenden Verhaltens der Polizei, Aktivist*innen in lebensbedrohlichen Situationen zu begleiten, eine Notversorgung einzurichten und diesen beizustehen.

Auch die Einladung der evangelischen Kirche zu einem Gesprächsangebot, welche als neutral vermittelnde Instanz versucht, die gescheiterte Kommunikation wiederherzustellen, wurde von der Polizeiführung abgelehnt. Folglich kam es zu keinem zufriedenstellenden Austausch.

„Die Polizeiführung hat nicht verstanden, dass ein transparenter, deeskalativer und besonnener Einsatz nur im ernsthaften Gespräch mit der anderen Seiten zu erreichen ist. Die Kommunikationsstrategie scheiterte mit Beginn des Räumungseinsatzes“, so Holger Isabelle Polizeikontakt der Initiative Lützerath Lebt.

Kontaktmöglichkeiten: 
Lützerathlebt! Presseteam
Mail: presse@luetzerathlebt.info
Telefon: +4915753980277

Am 14.01. fand im Rheinischen Braunkohlerevier eine Großdemonstration mit ca. 35.000 Protestierenden gegen die Räumung des Ortes Lützerath und für Klimagerechtigkeit statt.
Zur aktuellen Diskussion um die Polizeigewalt möchten wir hiermit einen Einblick in unsere Arbeit geben, die Fakten benennen und schließlich die Fälle einordnen.
Insbesondere möchten wir dabei die systemischen Umstände kritisieren, die Polizeigewalt begünstigen und die Verhinderung erschweren.
 
Unser Konzept
  • „Demonstrations-Sanitäter*innen“ bieten qualifizierte medizinische Erstversorgung für alle Verletzten an, die im Umfeld von Demonstrationen Hilfe benötigen. Im Kontrast zum regulären Rettungsdienst sind wir bei Demonstrationen oder in Camps bereits vor Ort. Wir arbeiten ehrenamtlich und behandeln Patient:innen anonym. Das bedeutet, dass nur die für die medizinische Behandlung absolut notwendigen Informationen erhoben werden.
  • Für die Demonstration mit 35.000 Teilnehmenden standen wir mit einem Team von 49 qualifizierten Sanitäter*innen (NotSan, RettSan, RettH, SanH, Pflegefachkräfte), darunter 12 Ärzt*innen bereit.
  • Diese bildeten 18 mobile Teams, die den Demonstrationszug begleiteten und sodann drei stationäre Behandlungsplätze einrichteten. Darüberhinaus betreuen wir im Unser Aller Camp weiterhin rund um die Uhr ein Sanitäts-Zelt.

  • Bei der Demonstration selbst gestaltete sich insbesondere der Transport von den Feldern und Feldwegen zur weiterführenden Versorgung in umliegende Krankenhäuser als schwierig, da keine öffentlichen Rettungsmittel bereitgehalten wurden.
    Auch behinderte die Polizei teils die medizinische Behandlung, da Sanitäter*innen nicht zu verletzten Personen durchgelassen wurden.
  • Umso wichtiger ist es, dass wir als ausgebildetes Gesundheitsfachpersonal direkt vor Ort sein konnten, um diese Lücke in der Rettungskette zu schließen.
Bei der Klimademo waren also konkret als Sanitätsdienste vor Ort:
1) Wir Demo-Sanitäter*innen betreuten die 35.000 Demonstrierenden auf der gesamten Demonstration. Für den Transport schwerer verletzter Personen zogen wir über die Notrufnummer 112 den regulären Rettungsdienst hinzu.
2) Die Polizei hat einen eigenen Rettungsdienst, der sich vor allem um verletzte Polizist*innen kümmert und im Notfall auch bei Aktivist*innen aktiv werden kann. Problematisch ist hierbei jedoch der nicht-neutrale Hintergrund, der Opfer von Polizeigewalt retraumatisieren kann und das Repressionsrisiko erhöht (siehe Abschnitt „Schweigepflicht“). Auch stehen diese Sanis meist hinter den Linien der Polizei und sind somit schwer zu erreichen.
 
Fast alle Demonstrant*innen und Aktivist*innen wurden also durch unser Demo-Sani-Team behandelt.
 
 
Schweigepflicht
 
Die Schweigepflicht des behandelnden Personals ist seit über 2.000 Jahren die unabdingbare Grundlage für eine vertrauensvolle Ärzt*innen-Patient*innen-Beziehung und eine gute Behandlung.
Bei anderen Demonstrationen haben wir mehrfach erlebt, dass diese Schweigepflicht seitens der behandelnden Krankenhäuser gebrochen wurde und etwa Personalien oder gar Entlassbriefe an die Polizei weitergegeben wurden.
Im Fall Lützerath schilderte uns ein*e Aktivist*in die Herausgabe der Personalien vom Hermann-Josef-Krankenhaus Erkelenz an die Polizei wenige Tage vor der Demonstration. Nach Herausgabe der Daten ließ die Polizei sich eine Schweigepflichtsentbindung von der verletzten und in der Situation überforderten Person unterschreiben.
 
Die Polizei geht grundsätzlich davon aus, dass von der Polizei verletzte Aktivist*innen polizeiliche Anweisungen missachtet hätten und somit körperlicher Zwang verhältnismäßig gewesen sei. Häufig werden die verletzten Aktivist*innen also wegen „Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte“ angezeigt.
In dieser Logik ist die anlasslose Polizeigewalt, wie am Samstag, jedoch nicht berücksichtigt.
 
Wir bemühen uns daher unsere Patient*innen vor weiterer Repression zu schützen und ihnen dennoch die bestmögliche und notwendige medizinische Versorgung zukommen zu lassen. Zum Schutze unserer Patient*innen führen wir deshalb auch keine Statistiken und benennen keine konkreten Verletzungsmuster, die Rückschlüsse auf Einzelpersonen zulassen würden. Auch achten wir darauf, dass wir aufgrund oben genannter Schweigepflichtsmissachtungen den Krankenhäusern möglichst wenig detaillierte Informationen zukommen lassen.
 
Würden wir beispielsweise benennen 5 Handgelenksfrakturen und 2 schwere Schädel-Hirn-Traumata ins Krankenhaus geschickt zu haben, wäre es für die Polizei ein Anlass diese konkreten Fälle ausfindig zu machen.
Dass weder Polizei, noch Presse Zahlen oder Informationen über unsere Patient*innen bekommen, sehen wir somit als ein Qualitätsmerkmal unserer Arbeit.
 
Wir fordern die umliegenden Krankenhäuser und Rettungsdienste auf, die in § 203 StGB verankerte Schweigepflicht einzuhalten.
 
 
Kommentar zur Polizeigewalt
 
Trotz ausgiebiger Vorbereitung unseres Einsatzes und der teils langjährigen Erfahrung unserer Sanitäter*innen, waren wir überrascht und erschüttert von der Brutalität und enthemmten Gewalt, die wir von Polizist*innen gegenüber Demonstrierenden gesehen haben. 
 
Es gab mehrere Schwerverletzte und zahlreiche Patient*innen mussten zur weiteren Behandlung ins Krankenhaus transportiert werden. (genauere Zahlen nennen wir, s.o., nicht). Durch die Vielzahl an gleichzeitig Verletzten mussten die Patient*innen zur Aufteilung der verfügbaren Rettungsmittel triagiert werden. Kennzeichnend für das Ausmaß der Polizeigewalt standen dabei unerwartet viele Verletzung von Kopf und Thorax, die zeigen, dass hier gezielt versucht wurde schwere und schwerste Verletzungen zuzufügen.
 
Es gab zwei Personen, deren Verletzungen wir präklinisch nach allen medizinischen Standards ärztlicherseits als potenziell lebensbedrohlich einschätzen mussten. Mit den im Krankenhaus verfügbaren diagnostischen Möglichkeiten kann diese Einschätzung reevaluiert worden sein.
 
„Ich habe mehr als doppelt so viele Schädel-Hirn-Traumata und Thoraxtraumata, sowie -prellungen behandelt, als Extremitätenverletzungen“, so ein Arzt aus dem Team, der anonym bleiben möchte.
 
Kommentar zu Herbert Reul
 
Herbert Reul forderte am Sonntagabend ihm „Beweise für Polizeigewalt“, Namen und Fälle zu nennen. Aus oben genannten Gründen werden wir dies nicht tun. Hingegen möchten wir ihn darauf hinweisen, dass die Polizei selbst zahlreiche Kameras im Einsatz hatte und er auf diesen Aufnahmen gewiss fündig werden wird, wenn es ihm darum geht Polizeigewalt in den eigenen Reihen zu beweisen.
 
Darüber hinaus erwähnte er, dass diese Fälle sodann geprüft würden und Polizist*innen, die sich nicht an die Regeln halten in einem Rechtsstaat „ein Problem bekommen“. Hier möchten wir Herrn Reul daran erinnern, dass es in NRW keine Kennzeichnungspflicht für Polizist*innen gibt und eine Identifizierung der „Einzelfälle“ nahezu unmöglich ist. Herr Reul selber hat die Kennzeichnungspflicht 2017 als „nicht sachlich vernünftig zu begründen“ bezeichnet und als eine seiner ersten Amtshandlungen abgeschafft.1
 
Dass eine Strafverfolgung und Verurteilung von Polizeigewalt in der Praxis nur in 1-2% der Fälle vorkommt, dürfte hinlänglich bekannt sein.2
 
 
Fazit
 
Wir verurteilen die Polizeigewalt, die im Rahmen der Proteste für Klimagerechtigkeit zum Vorschein gekommen ist auf das Schärfste.
 
Besonders fassungslos macht uns als Mediziner*innen die gezielte Gewaltanwendung auf Kopf und Gesicht, die wir so häufig behandeln mussten. Insbesondere da diese Patient*innen häufig keinerlei andere Verletzungen etwa an den Extremitäten aufwiesen, erscheint uns dies als systematisch. Es braucht keine medizinische Expertise, um zu erkennen, dass Kopf- und Gesichtsverletzungen unter Umständen dramatische Folgen für das weitere Leben der Betroffenen haben können und somit absolut unverhältnismäßig sind.
 
Darüberhinaus macht uns betroffen, dass die genannten systematischen Umstände Polizeigewalt begünstigen: Brüche der Schweigepflicht, Anzeigen durch die Polizei, fehlende Kennzeichnung von Polizeibeamt*innen, geringe Aufklärungsquote bei Polizeigewalt

Falls die Polizei gewillt ist Polizeigewalt entgegenzuwirken, weiß sie, wo anzusetzen ist.
Solange sich dies nicht ändert, wird es weiterhin zu Verletzten kommen und wir als Demo-Sanis werden weiterhin gebraucht.
 
Wir wünschen uns von der Polizei in unserer zukünftigen Arbeit zumindest nicht mehr behindert, sondern unterstützt zu werden. Die Polizei soll auf Verletzungen von Demonstrationsteilnehmenden bestenfalls verzichten.
 
Allen Verletzten wünschen wir baldige Genesung!
 
 
 
Kontakt für Rückfragen:
Julia Riedel – ein Sprecherin von Lützerath Lebt
– steht mit den Sanitäter:innen im nahen Kontakt
Telefon: 0176-41557817

Im Laufe des gestrigen Tages erreichten Polizei und RWE die Nachricht, dass das Deutsche Architekturmuseum gerne „die größte und beeindruckenste Struktur aus dem Protestcamp“ in Lützerath ausstellen und erhalten würde. Es solle ein Denkmal der modernen Zeitgeschichte werden und im Technik-Museum Sinsheim unter freiem Himmel, idealerweise neben einem Kohlebagger aufgestellt werden. Bei dem aus gebrauchten Holz gebauten, vierstöckigen Turm handelte es sich um den so genannten Tower, der das Dorfzentrum des Klimagerechtigkeitscamps markierte. Hier wurden unter Zeltplanen aber-dutzende basisdemokratische Plena abgehalten, die Kernforderungen der Bewegung formuliert und große Banner mit Botschaften der Solidarität am Dach befestigt.

 

Die Aktivist*innen hatten bereits einen Leihvertrag mit dem Deutschen Architekturmuseum vorbereitet, um an den Kampf um die 1,5 Grad Grenze zu erinnern. Eine ähnliche Anfrage zum Erhalt eines Baumhaues des Museums an Aachens Polizeipräsident Dirk Weinspach hatte dieser mit „Wollen die mich verarschen?“ zurückgewiesen (https://amp.focus.de/politik/deutschland/die-raeumung-ist-unvermeidlich-ausgerechnet-gruener-polizeichef-schmeisst-in-luetzerath-die-aktvisten-raus_id_183007421.html). Trotz Gesprächen mit RWE und Vermittlungsversuchen der parlamentarischen Beobachterin Swantje Michaelsen wurde der Turm gegen Nachmittag zerstört.

Die kulturelle und emotionale Bedeutsamkeit der Bauten einer ganzen Generation werde mit Füßen getreten und das Ansinnen eines Museumsleitenden diskreditiert.„, so Daniela Branko, Aktivistin bei Lützerath Lebt, die das Geschehen in Lützerath über die Räumung hinweg als Pressevertreterin beobachtet.

 

„RWE hat wie über die gesamte Zeit der Enteignung hinweg sofort irreversible Fakten geschaffen. Wie auch in der Klimapolitik fühlt sich niemand in Machtpositionen verantwortlich.“, empört sich Branko. Die Räumung und zeitgleiche Rodung in Lützerath sorgte stellenweise für Chaos und weiträumige Absperrungen im Dorf, wodurch die Berichterstattung vieler Journalist:innen behindert und unnötige Gefahrenquellen erzeugt wurden. So durften Branko, Aktivist:innen und Presse den Abriss des Turmes nur aus der Ferne beobachten. Neben den Wohnräumen der Besetzer:innen im Turm wurde auch eine neue Solaranlage samt Stromspeicher von Greenpeace schwer beschädigt. 

 

Partnerorganisationen möchten den Wiederaufbau des Turms ermöglichen und forderten RWE daher erneut dazu auf, die Trümmer des Turmes nicht wegzubringen, bis deren weitere Verwendung geklärt ist. Die Trümmer sind nun am Tag 5 der Räumung weitgehend von Baggern abgetragen und zerstört worden. Glücklicherweise wurden vom Wetten, dass?! -Gewinner Marten Reiß 3D-Fotos des Turms angefertigt. Nun wird eine Finanzierung der Rekonstruktion des beantragten Denkmals gesucht. Weitere bedeutsame Gebäude die an diesem Tag zerstört wurden, waren der mehrere hundert Jahre alte Hof Eckardt Heukamps und seiner Familie sowie der Torbogen der Paula, ein in den Farben der progressiven Pride- & Transbewegung gestrichenes Hofhaus.

 

Kontakt:

Daniela Branko 
+4917641684231
presse@luetzerathlebt.info

Erkelenz/Lützerath, 14. Januar 2023.

35.000 Menschen demonstrieren heute bei Lützerath für den Erhalt des Dorfes und den Stopp der Kohleförderung im Tagebau Garzweiler II und anderswo. Sie solidarisieren sich mit den Besetzer*innen und kritisieren die Regierungen in Berlin und Düsseldorf für ihre ambitionslose Klimapolitik. Die Förderung und Verfeuerung der 280 Millionen Tonnen Kohle unter Lützerath ist mit der 1,5-Grad-Grenze des Pariser Klimaabkommens unvereinbar.

Mit dem Banner „Die Erde brennt, aber Lützi lebt” machen die Demonstrierenden deutlich, dass die Braunkohle unter Lützerath im Boden bleiben muss. Deutschland, als eines der Länder mit der historisch größten Klimaschuld, ist verpflichtet, den Kohleabbau so schnell wie möglich zu stoppen. Denn jede weitere Tonne Kohle, die in Deutschland verfeuert wird, verstärkt die Klimakatastrophe und kostet Menschenleben hierzulande, aber besonders im globalen Süden.

Die Rechtfertigung der Abbaggerung von Lützerath mit der aktuellen Energiekrise weist das Bündnis als sachlich falsch zurück.

Die Ablehnung der Abbaggerung von Lützerath vereint die gesamte Klimabewegung in bunten und vielfältigen Aktionen. Das Bündnis betont deswegen die Solidarität untereinander und stellt sich gegen die Kriminalisierung von Klimaaktivismus.

Die Demonstration wurde organisiert von: Lützerath Lebt!, Fridays For Future Deutschland, Alle Dörfer Bleiben, Greenpeace Deutschland, Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Campact, Europe Beyond Coal und Naturschutzjugend NRW. Zahlreiche weitere Organisationen unterstützten den Aufruf zur Demonstration.

Fotos und Videos vom Tag (bitte Fotografen-Nennung und Lizenz in der Textdatei beachten): https://1drv.ms/f/s!AtT801ORj3pAh5B_-YCppVa-pVJZMw

Lützerath Die Polizei hat das besetze Dorf Lützerath von Essen und Trinken abgeschnitten. Den Klimaaktivst:innen wurde heute morgen mitgeteilt, dass sie das besetzte Dorf Lützerath zur Nahrungsmittelversorgung dauerhaft verlassen müssten. Die Polizeieinsatzleitung habe entschieden, die Küche des nahegelegenen Camps in Keyenberg am Zugang nach Lützerath zu blockieren.

Holger Isabelle, Polizeikontakt für die Gruppe Lützerath Lebt kritisiert die Polizeimaßnahme scharf: „Niemand darf durch Entzug menschlicher Grundbedürfnisse zu etwas gezwungen werden. Es ist ein klarer Verstoß gegen internationale Konventionen, das Grundgesetz und die Menschenrechte, die Klimaaktivist*innen auszuhungern.“

Die Gruppe Lützerath schließt rechtliche Schritte nicht aus.

Sie erreichen Holger Isabelle, Polizeikontakt der Klima-Aktivist:innen Lützerath lebt unter: +0152 1711 6990

Eilmeldung/Lützerath Die Polizei bringt etwa 8 Klimaaktivist:innen im besetzten Dorf Lützerath in akute Lebensgefahr. Sie befinden sich auf 3 Monopods in etwa 8-10 Meter Höhe. In diesen Minuten durchtrennt die Polizei statisch notwendige Seile, die die Pfähle aufrecht halten und miteinander verbinden. Die Monopods sind auf der Wiese im ehemaligen Hüttendorf Lützerath. Die Räumung der Monopods hat gegen 11:15 Uhr begonnen.
 
„Die Polizei muss die Räumung der Monopods sofort abbrechen. Sie riskieren durch ihr unprofessionelles, hektisches und unverantwortliches Vorgehen den Tod der Aktivist:innen!“ sagt Ronni Zepplin, Klimaaktivistin bei Lützerath Lebt.

Keyenberg, 12.01.2023 Unter einer Ruine im umkämpften Klimadorf Lützerath haben sich zwei  Aktivisten in einen Tunnel eingegraben. Im Keller des zerfallenen Hauses befindet sich ein 80×80 cm breiter Eingang, der 4 Meter in die Tiefe ragt und sich dann verzweigt. In einer kleinen Höhle wollen sich die beiden in Betonblöcken (Lock-On’s) anketten, um die Räumung Lützeraths zu verzögern.

„Unser Tunnel ist sicher. Nur unbedachtes polizeiliches Handeln kann uns hier in Gefahr bringen. Wir haben an alles gedacht, auch ein eigenen Belüftungssystem. So sind wir Bereit wochenlang zu bleiben, um RWE eins auszuwischen für die Verbrechen die der Konzern an der Menschheit verübt.“, erklärt Pinky, einer der Aktivisten im Tunnel.

Laut einem Youtube Video der Besetzer*innen seien die Gänge des Tunnels mit Betontüren verschlossen. Um die Menschen unter der Erde nicht in Gefahr zu bringen, müsse die Decke vor der Räumung abgestützt werden. Es dürfe kein schweres Gerät in den Bereich des Tunnels fahren, sonst bestehe Einsturzgefahr. Die Tunnelbauer fordern ein professionelles Vorgehen mit einem Team der Höhlenrettung.

Die Räumung des Kerns Lützeraths begann erst am Mittwoch. Dennoch sind schon viele der selbstgebauten Hütten abgerissen. Der Tunnel könnte genug Zeit gewinnen, um das Dorf zu erhalten,  zumindest bis zum Wochenende. Dann erwartet die Gruppe Lützerath Lebt! eine Großdemonstration mit mehr als Zehntausend Teilnehmenden. Auch Greta Thunberg hat sich angekündigt.

„An diesem Punkt der Klimakatastrophe müssen wir mit Braunkohleverstromung aufhören, um eine Welt zu erhalten, in der alle  gut Leben könnten. Um das hier durchzusetzen braucht es richtig viel people power von unten- am besten jetzt am Wochenende.“, hofft Julia Riedel, eine Sprecherin von Lützerath Lebt!

Video: https://youtu.be/xonrW2smPyg

Berlin, 10.01.2023 Am 11.01 werden Menschen in Aachen, Berlin, Lüneburg, Potsdam, Konstanz und vielen anderen Städten des Landes Deutsche-Bank- und Postbank-Filialen aufsuchen. Durch unterschiedliche Aktionsformen bringen sie ihren Protest an der Finanzierung von RWE zum Ausdruck. Dabei wird das gelbe “X”, Symbol für den Widerstand in Lützerath, Teil des Aktionsbildes.

Nach bundesweiten Solidaritätsaktionen im Zuge der Räumung von Lützerath richten sich die Proteste nun direkt an die Finanzierer von RWE. Die Deutsche Bank gehört zu den Hauptinvestoren des Kohle-Konzerns, weshalb das „Lützerath Bleibt”-Bündnis und Aktive aus verschiedenen Klimagruppen zu Aktionen vor den Bankgebäuden in ganz Deutschland aufrufen. Die Räumung des Dorfes Lützerath hatte in den vergangenen Wochen in der Klimabewegung große Wellen geschlagen. Am Sonntag, dem 08.01.2023, waren mehrere tausend Aktive nach Lützerath gereist, um die Räumung des Dorfes durch RWE zu verhindern. Klimagruppen wie 350.org haben bereits in der Vergangenheit auf die Relevanz der Finanzierer von Kohle-, Öl- und Gas-Konzernen aufmerksam gemacht. Einer der wichtigsten Finanzierer von RWE ist die Deutsche Bank mit ihren Tochtergesellschaften wie der Postbank.

“Ohne die Unterstützung von Finanzierern wie der Deutschen Bank wäre dieses dreckige Geschäft nicht möglich. Deswegen liefern wir der Deutschen Bank vor ihrer Filiale in der Wilhelmgalerie ein bisschen Kohle und zeigen so die schmutzige Verbindung auf.” – Daniela L., Potsdam

Ende 2021 hat die Deutsche Bank mit ü ber 1,2 Mrd. € in europäische Kohleunternehmen investiert, davon über 378 Mio. € in RWE. Zusätzlich zu diesen Investitionen hat die Deutsche Bank zwischen 2019 und 2021 435 Mrd. € an Krediten für RWE bereitgestellt. Dieses Geld wird für den Ausbau von Tagebauen und die Zerstörung von Dörfern verwendet.

“RWE ist einer der Konzerne, die dieses Jahr erneut Rekordprofite eingestrichen haben, während viele Menschen in Deutschland momentan Existenzängste ertragen. Gleichzeitig zerstört er durch den Kohleabbau unsere Lebensgrundlagen.” – Kiki Köffle, Konstanz

Neben den geplanten dezentralen Aktionen hat 350.org die Online-Kampagne “Neues Jahr, neue Bank: #breakupwithDeutscheBank” zu Beginn des Jahres ins Leben gerufen. Sie richtet sich an Personen, die ein Konto bei der Bank besitzen und bittet sie, es zu schließen. Für Interessierte ohne Konto werden andere Möglichkeiten angeboten, Druck auf die Bank auszuüben. Abgesehen von RWE ist die Deutsche Bank Geldgeberin von weiteren fossilen Konzernen, die schädliche Projekte auf der ganzen Welt betreiben.

“Banken stehen oft als neutrale Institutionen da, aber in Wirklichkeit entscheiden sie, welche Sektoren und Projekte finanziert werden. Und sie wehren sich mit der reichsten Lobby des Landes gegen jede Regulierung, vor allem gegen jeden Versuch, ihre Investitionen in fossile Brennstoffe zu begrenzen.“ – Sofia Rodriguez, 350.org

Ansprechpersonen:

Kate Cahoon, 350.org Deutschland
+49 176 63606503

Sofia Rodriguez, 350.org Deutschland
+49 176 52512339

Quelle: https://www.coalexit.org/bank/deutsche-bank

Lützerath, 10.01.2023 Bei friedlichen Protesten gegen die Räumung einer Zufahrtsstraße zum Dorf Lützerath pressten rennende und stoßende Polizist*innen eine Gruppe von etwa 30 Personen gegen die Stahlrampe eines LKWs. Videos belegen außerdem die Anwendung von Schmerzgriffen auch bei einer am Boden liegenden wehrlosen Person. Auf Twitter veröffentlichte @DanniPilger die besonders brutale Räumung eines Menschen aus einer Sitzblockade.

„Als Sanis hatten wir heute besonders Kopfverletzungen zu versorgen durch Schläge der Polizei ins Gesicht oder auf die Kehle. Diese sind sehr gefährlich und können schlimme gesundheitliche Folgen haben. Aus medizinischer Sicht ist die Räumung von Lützerath unverantwortlich und gefährlich“, so Iza Hofmann, die als Demosanitäterin im Einsatz war.

Die Gewalt durch Einsatzkräfte nahm seit Beginn der Räumung der Barrikaden um Lützerath stetig zu. Noch betritt die Polizei den Dorfkern nicht, Protest und Räumungen von Barrikaden und Sitzblockaden spielen sich hauptsächlich auf den Zufahrtsstraßen ab. Um die Räumung eines Greenpeace-LKW von dort zu ermöglichen, drängten Polizistinnen heute hektisch eine Menschenkette zurück. Etliche Aktivistinnen wurden mit großem Druck gegen die Stahlrampe des LKW gepresst. Eine Person erlitt eine größere Einblutung im Unterschenkel. Auf Videomaterial veröffentlichte Lützerath Lebt! bei Twitter außer dieser Szene noch die Schläge eines Polizisten in eine passive Menschenkette.

„Während an uns Klimaschützende gerne die strengsten moralischen Maßstäbe angelegt werden, prügeln 
Polizist*innen hier konsequenzenlos auf friedliche Aktivist*innen ein. Wir wollen diese Gewalt nicht, aber wir können hier auch nicht weggehen: Wir stehen solidarisch mit den Betroffenen der Klimakatastrophe. Das hier war lange genug die größte CO2 Quelle Europas.“, erklärt Lamin Chukwugozie, Sprecher der Gruppe Lützerath Lebt!

Ab dem frühen Mittwochmorgen ist in Lützerath mit dem Beginn der eigentlichen Räumung zu rechnen.

 
RWE kappt Leitung der zahlenden Ökostromkunden Lützeraths
 
Kontakt:
Ronni Zepplin 01575 3980 277
Fotos: https://www.flickr.com/photos/194773835@N02/albums/72177720304248882

Räumungsvorbereitungen für Lützerath in vollem Gange – Bewohner*innen rufen zur gemeinsamen Verteidigung auf 

 
Lützerath, 05.12.2022. Mit einer Hundertschaft führt die Polizei aktuell eine Ortsbegehung in Lützerath durch. Damit soll eine Räumung und ein Abriss des Dorfes vorbereitet werden. Anschließend soll die Braunkohle, einer der klimaschädlichsten Energieträger, unter dem Dorf abgebaggert und verbrannt werden – ohne energiewirtschaftliche Notwendigkeit.
 
„Es handelt sich hier um eine Machtdemonstration. Die Regierung zeigt damit, dass sie eine Räumung um jeden Preis autoritär durchdrücken will. Es geht den Regierenden nicht um das Wohlergehen der Bevölkerung, sondern darum, ihrem Kumpel RWE die Profite abzusichern! Deswegen nehmen wir hier in Lützerath den Kohleausstieg selbst in die Hand.“ Mara Sauer, Sprecherin der Initiative „Lützerath lebt!“
 
„Wir sehen hier den Versuch, mit einem völlig überzogenen Polizeiaufgebot eine Eskalation zu provozieren und damit eine Räumung zu legitimieren. Dieses Spiel spielen wir nicht mit! Wir wissen: Die Legitimität liegt auf unserer Seite. Hier stellen wir uns einer Zerstörung entgegen, die schon jetzt Menschen auf der ganzen Welt das Leben kostet – im Globalen Süden wie in Pakistan aber auch hier im Ahrtal. Wir werden unseren Protest entschlossen weiterführen, für das gute Leben für alle!“ Ronni Zepplin, Sprecher*in der Initiative „Lützerath lebt!“
 
Ein Räumungsversuch wird aktuell Mitte Januar erwartet. Die Initiative „Lützerath lebt!“ ruft alle Menschen dazu auf, sich diesem gemeinsam mit einem breiten und bunten Protest entgegenzustellen. Zum Kennenlernen des Dorfes bietet der Wintermarkt am kommenden Samstag, dem 10.12.2022 ab 15 Uhr, eine stimmungsvolle Gelegenheit. In diesem Rahmen werden auch Vorträge und ein Panel mit queerfeministischen Perspektiven von Aktivist*innen aus Kurdistan und dem Iran stattfinden.
 
Lützerath ist ein Dorf im rheinischen Braunkohlerevier, das vom Energiekonzern RWE abgerissen werden soll, um den Tagebau Garzweiler II zu erweitern. Das zu verhindern haben sich Klimagerechtigkeitsaktivist*innen zum Ziel gesetzt. Seit zwei Jahren blockieren sie den Abriss durch ein Protestcamp im Dorf. Wird die Braunkohle, klimaschädlichster Energieträger überhaupt, darunter verbrannt, kann Deutschland die im Pariser Klimaabkommen vereinbarte 1,5°C Grenze nicht einhalten. Von 1750 bis 2018 war Deutschland für rund 5,7 Prozent aller weltweiten Emissionen verantwortlich – mehr als Afrika und Südamerika zusammen und trägt damit große Verantwortung für die Verursachung der Katastrophe.
 
Kontakt und weitere Informationen:
Lützerath lebt!
Telefon: 01575 3980 277    
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Twitter: @LuetziBleibt   
                                   
+++ Stoppt den Krieg in Kurdistan +++
Bundesweite Blockaden von Klimaaktivist*innen gegen die türkischen Angriffe
 
Berlin, 02. Dezember 2022
 
Berlin. Aktuell machen Klimaaktivist*innen mit Aktionen auf die völkerrechtswidrige Offensive der Türkei aufmerksam, die seit dem 19. November die selbstverwalteten Gesellschaften Kurdistans angreift. In Köln wird vor dem türkischen Konsulat demonstriert, das Berliner Parteibüro der Grünen wurde kurzzeitig blockiert zudem fand eine Aktion statt, in welcher die Taten der türkischen Regierung sichtbar gemacht wurden. Mehr und weitere Aktionen gibt es in Berlin, Düsseldorf, Bochum und weitere Städte folgen. Zu der Aktionswoche aufgerufen hatte die Initiative “Defend Kurdistan” unter dem Motto “We see your crimes”, sowie die Initiative “Lützerath lebt”. Unterstützt wird der Aufruf unter Anderem von Fridays For Future NRW.
 
Die türkischen Luftangriffe auf Gebiete in Nord-Ost-Syrien treffen zivile Infrastruktur: Schulen, Krankenhäuser, Gemeindezentren, Energieversorgung und Getreidesilos. Der Wissenschaftliche Dienst des Bundestages ordnet die Angriffe als völkerrechtswidrig ein. Den Luftangriffen vorausgegangen war ein Anschlag mit sechs Toten in Istanbul am 13. November, zu dem es keine rechtsstaatliche Ermittlung der Türkei gab. Dennoch behauptete die türkische Regierung weniger als 24 Stunden nach dem Anschlag, die YPG (kurdische Einheiten) seien dafür verantwortlich. Das Verteidigungsministerium kündigte ohne einen handfesten Beweis “Vergeltung” dafür an. Laut einem Oberkommandanten der SDF (Demokratische Kräfte Syriens) weisen familiäre Verbindungen der Attentäterin ins islamistische Mileu [1]. Kurdische Organisationen distanzierten sich öffentlich von dem Anschlag [2].  
 
Dazu Sprecher*in Viyan Agiri von der Initiative „Make Rojava Green Again“, welche nach den immensen Zerstörungen durch den jahrelangen Krieg einen ökologischen Wideraufbau vorantreibt:
“Meine Freundinnen werden bei ihrer Arbeit im Krankenhaus angegriffen, daran wird klar, worum es bei den Angriffen wirklich geht: die Vernichtung der Errungenschaften der kurdischen Freiheitsbewegung und der kurdischen Gesellschaft. Der Krieg Erdoğans trägt offensichtlich genozidale Züge, dennoch übernehmen 
westliche Medien die türkischen Narrative unhinterfragt und machen sich dadurch mitschuldig. Noch weiter ging die deutsche Innenministerin Faeser, die sich hinter die Türkei stellte, während die Bomben Energieversorgung und Schulen zerstören. Während sich deutsche Politikerinnen in Bezug auf die feministische Revolution in Iran gerne mit der Parole der kurdischen Frauenbewegung ‘Jin, Jiyan, Azadî’ fotografieren lassen, schließen sie in Berlin die Augen, wenn genau diese Frauen von der Türkei bombardiert werden.”
 
Neben der zivilen Infrastruktur wurden auch Gefängnisse zum Ziel, in denen Zehntausende von IS-Kämpfern gefangen gehalten werden. Es kam bereits zu Ausbrüchen. Jule Fischer von Lützerath Lebt dazu: “Die Türkei befreit durch die Luftschläge IS-Terroristen und nennt das unwidersprochen Kampf gegen den Terrorismus. Dabei trifft die aktuelle Angriffswelle genau jene, die den IS unter großen Opfern besiegt haben. Nach der Befreiung vom IS haben sie eine basisdemokratische Gesellschaft aufgebaut – diesen Menschen Terrorismus vorzuwerfen, ist menschenverachtend.”
 
Dazu Charly Dietz, Pressesprecherin von Ende Gelände: “Die Klimagerechtigkeitsbewegung ist mit der kurdischen Freiheitsbewegung verbunden. Angesichts der Klimakatastrophe stehen Gesellschaften weltweit vor existenziellen Herausforderungen. Das demokratische Projekt in Rojava hat auf viele dieser Fragen Antworten gefunden und gibt Menschen überall Hoffnung auf eine gerechtere Welt. Ein Angriff auf sie ist ein Angriff auf alle, die sich für Ökologie, Feminismus und Basisdemokratie einsetzen.”
 
Hintergrund der aktuellen Angriffe ist der öffentlich angekündigte Plan Erdoğans, einen 30km breiten Streifen auf syrischem Gebiet an der syrisch-türkischen Grenze von der mehrheitlich kurdischen Bevölkerung militärisch zu “säubern”, um dort syrische Geflüchtete anzusiedeln. Diesem Ziel dienten zahlreiche Luftangriffe auf die Zivilbevölkerung, in diesem Jahr verstärkt seit dem 17. April, bis hin zu schweren Kriegsverbrechen durch Giftgaseinsatz, wie kurdische Berichte zeigen. Um die aktuellen Luftangriffe durchzuführen, braucht es eigentlich die Zustimmung der USA und Russlands, die den Luftraum kontrollieren. 
 
 

Pressekontakt: +491575 3980277
rojavaxkgb@riseup.net

Charly Dietz, Pressesprecherin von Ende Gelände: +49 163 681 1776
E-Mail: presse@ende-gelaende.org

Auf dem Ende Gelände flickr Account finden Sie Fotos von den heutigen Aktionen: https://www.flickr.com/photos/133937251@N05/sets/72177720304136748/

Wetten, dass Lützerath bleibt?! Kandidat aus Lützerath wird Wettkönig bei Europas größter Fernsehshow

Erkelenz. Am gestrigen Samstag, 19.11.2022, gewann der in Lützerath lebende Aktivist Marten Reiß eine atemberaubende Wette in der diesjährigen „Wetten, dass..?“-Show. Bei seiner Fingerabdruckwette setzte er den „Kreuzblick“ ein, um ein Suchbild mit über 1000 Fingerabdrücken zu lösen, von denen einer willkürlich ausgetauscht worden war.

Marten nennt diese Technik „Stereoskopie“, aber auf Außenstehende wirkt das Kunststück wie Magie. Und so überzeugte er die Zuschauer*innen. Per Anrufabstimmung wurde die Wette zur Lieblingswette und der Lützerather zur Wettkönig*in gewählt. Das dazugehörige Preisgeld von 50.000 € wird laut Reiß in Projekte in und um Lützerath fließen.

„Ich freue mich, in der Show dabei gewesen zu sein und besonders über das Preisgeld, das ich mit nach Lützerath bringen kann. Eigentlich müsste im Fernsehen jedoch gerade zur besten Sendezeit ein anderes Thema viel mehr Aufmerksamkeit bekommen: Die Klimakrise und ihre gravierenden Folgen, die schon heute Regionen unbewohnbar macht. Und Lösungsansätze, wie ein solidarisches Zusammenleben jenseits des Kapitalismus aussehen kann – wie wir es in Lützerath ausprobieren.“ Marten Reiß aus Lützerath

„Während wir im Studio saßen, wurden in Ägypten auf der Weltklimakonferenz wieder leere Worte ausgetauscht, statt endlich Verantwortung für die Klimakrise zu übernehmen und Konzerne wie RWE für ihre Klimaverbrechen zur Rechenschaft zu ziehen. Während wir im Studio waren, hat die Türkei angefangen, die Kurd*innen in Rojava zu bombardieren. Während wir im Studio waren, lief die Demonstration in Dortmund für Mouhamed Lamine Dramé, der dort von der Polizei ermordet wurde. Es gibt zur Primetime viel zu wenig Berichterstattung über solche wichtigen Themen und viel zu viele sexistische Sprüche von Moderator*innen wie Gottschalk und Hunziker.“ Mara Sauer von der Initiative Lützerath lebt

Eckardt Heukamp, der letzte Landwirt aus Lützerath, begleitete Marten Reiß ins Studio. „Es war toll, Lützerath auf so großer Bühne vertreten zu sehen. Politik und RWE wollen mein Zuhause zerstören, Marten hat ganz klar gezeigt: Lützerath lebt!“

Lützerath ist ein Dorf im rheinischen Braunkohlerevier, das vom Energiekonzern RWE abgerissen werden soll, um den Tagebau Garzweiler II zu erweitern. Um das zu verhindern, blockieren Klimagerechtigkeitsaktivist*innen seit zwei Jahren den Abriss durch ein Protestcamp im Dorf. Wird die Braunkohle, der klimaschädlichste Energieträger überhaupt, unter Lützerath verbrannt, kann Deutschland die im Pariser Klimaabkommen vereinbarte 1,5°C-Grenze nicht einhalten.

Von 1750 bis 2018 war Deutschland für rund 5,7 Prozent aller weltweiten Emissionen verantwortlich – mehr als Afrika und Südamerika zusammen und trägt damit große Verantwortung für die Verursachung der Katastrophe.

Jeden Sonntag werden geführte Dorfspaziergänge angeboten und am 10. Dezember wird in Lützerath ein Wintermarkt stattfinden.

Kontakt und weitere Informationen

Lützerath Lebt

Telefon: 01575 3980 277 (Wir können den Kontakt zu Marten Reiß vermitteln)

Email: presse@luetzerathlebt.info

Twitter: @LuetziBleibt

Alle Dörfer Bleiben

Marina Scheidler: 01782411687

Email: presse@alle-doerfer-bleiben.de

Twitter: @AlleDoerfer

Marten Reiß – heute auf der Rückreise und nicht zu jedem Zeitpunkt erreichbar

Telefon: 0160 2767858

Wetten, dass..? Lützeraht bleibt! Kandidat aus Lützerath bei Europas größter Fernsehshow + Preisgeld geht an umstrittenes Dorf am Braunkohle-Tagebau

Erkelenz. Marten Reiß, Aktivist und Einwohner von Lützerath am Braunkohletagebau Garzweiler II, wird am Samstag, den 19.11.2022 bei in der Fernseh-Show „Wetten, dass..?“ zu Gast sein und dort um den Titel des Wettkönigs antreten. Falls er den Titel als Wettkönig bekommen sollte, wird das Preisgeld in der Höhe von 50.000 Euro an Lützerath und verbündete Projekte gehen. Marten Reiß arbeitet als selbstständiger 3D Artist und Drohnenpilot in Lützerath. Als Klimagerechtigkeitsaktivist dokumentiert er die Zerstörung der Landschaft sowie den kreativen Widerstand im Dorf in regelmäßigen 3D-Scans mit der Drohne. Am Samstag wird sich zeigen, ob ihm diese Fähigkeiten helfen, die Wette zu gewinnen. Das umstrittene Dorf Lützerath in NRW soll nach Willen von RWE und Landesregierung noch diesen Winter abgerissen werden, um die Braunkohle darunter abzubauen.

„Wir wetten nicht nur, dass Marten seine Wette gewinnt, sondern auch, dass Lützi bleibt! Tausende Menschen haben angekündigt, Lützerath bei einem Räumungsversuch zu verteidigen. Wir nehmen nicht hin, dass Konzerne wie RWE für Profitmaximierung unsere Lebensgrundlage zerstören. Der grundsätzliche gesellschaftliche Wandel, der nötig ist, um die Klimakatastrophe zu stoppen, kann nur von unten kommen. 27 Jahre Klimaverhandlungen, bei stetig steigenden Emissionen haben gezeigt, dass Regierende nur leere Worte zustande bringen, womit die Krise nicht zu lösen ist.“ Ronni Zepplin, Lützerath Lebt

„Im Widerstand gegen den Tagebau braucht es viele Menschen mit unterschiedlichen Talenten. In Lützerath sind vor zwei Jahren zuletzt Häuser abgerissen worden und der Tagebau kommt immer näher an die Dörfer, deshalb ist es für uns wichtig, die 3D Aufnahmen zu haben, um die Zerstörung sichtbar zu machen.“ Marina Scheidler, Alle Dörfer Bleiben

Lützerath ist ein Dorf im rheinischen Braunkohlerevier, das vom Energiekonzern RWE abgerissen werden soll, um den Tagebau Garzweiler II zu erweitern. Das zu verhindern haben sich Klimagerechtigkeitsaktivist*innen zum Ziel gesetzt. Seit zwei Jahren blockieren sie den Abriss durch ein Protestcamp im Dorf. Wird die Braunkohle, klimaschädlichster Energieträger überhaupt, darunter verbrannt, kann Deutschland die im Pariser Klimaabkommen vereinbarte 1,5°C Grenze nicht einhalten. Von 1750 bis 2018 war Deutschland für rund 5,7 Prozent aller weltweiten Emissionen verantwortlich – mehr als Afrika und Südamerika zusammen und trägt damit große Verantwortung für die Verursachung der Katastrophe.

Kontakt und weitere Informationen

Lützerath Lebt: Telefon: 01575 3980 277 Email: presse@luetzerathlebt.info Twitter: @LuetziBleibt

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3D-Scan-Projekt von Marten Reiß

Über zweitausend Menschen bei Demonstration für Erhalt von Lützerath und schnelleren Kohleausstieg „Es gibt keine Gerechtigkeit in einem rassistischen System!”

Lützerath, 12.11.2022. Über 2000 Menschen nehmen zur Stunde am Tagebau Garzweiler in Nordrhein-Westfalen an einer Demonstration unter dem Motto “No justice in a racist climate” teil. Die Demonstrierenden protestieren gegen rassistische Gewalt, fordern den Erhalt des von der Abbaggerung gefährdeten Dorfes Lützerath und einen substantiell schnelleren Kohleausstieg, der die Klimakrise angemessen addressiert. Organisiert wird die Demonstration durch ein breites Bündnis von Alle Dörfer Bleiben, BUND Deutschland, Campact, Fridays For Future Deutschland, Greenpeace Deutschland, Klima-Allianz Deutschland, der Initative Lützerath Lebt! und dem NAJU NRW.

Julia Riedel, Sprecherin der Initiative Lützerath Lebt, erklärt dazu: “Die Bundesregierung sollte sich schämen, mit Versprechen zur Klimakonferenz in Ägypten zu fahren, die sie schon vorher gebrochen hat! Wie alle Industriestaaten des Globalen Nordens wird die Bundesregierung die Klimakonferenz nur zum Greenwashing missbrauchen. Seit Jahrzehnten macht der Globale Norden leere Versprechungen, während er den Globalen Süden wirtschaftlich und ökologisch ununterbrochen ausbeutet. Industriestaaten führen Länder des Globalen Südens gezielt in weitere Verschuldung und damit Abhängigkeiten – das ist moderner Kolonialismus! Das muss aufhören! Schulden, die ihre Wurzeln in kolonialen Raubzügen haben, müssen gelöscht werden. Länder des Globalen Nordens müssen für die Klimakatastrophe und ihre Auswirkungen in vollem Umfang aufkommen. Es gibt keine Gerechtigkeit in einem rassistischen System!”

Das Dorf Lützerath ist von der Zerstörung durch den Kohlekonzern RWE zur Erweiterung des Tagebaus Garzweiler 2 bedroht. Seit mehr als zwei Jahren protestieren Anwohnende und Umsiedlungsbetroffene, Klimaaktive, Landwirt*innen, Geistliche sowie Kulturschaffende gegen die Zerstörung des Dorfes und den Abbau der klimaschädlichen Braunkohle. Ob und in welchem Umfang noch Braunkohle abgebaut werden kann, um die Klimaziele zu erreichen ist derzeit hoch umstritten. Erst am 4.11. hatte der Expertenrat für Klimafragen festgestellt, dass zur Erreichung der Klimaziele der Bundesregierung sich die Menge an eingesparten klimaschädlichen Emissionen im Zeitraum von 2022 bis 2030 im Vergleich zu den Jahren 2011 bis 2021 mehr als verdoppeln müsste. Um die Klimaziele noch zu realisieren sei nicht nur der Ausbau von Erneuerbaren Energien nötig, sondern auch eine „harte Begrenzung von Emissionsmengen“, wie es in dem Gutachten heißt.

Auch die Klimagerechtigkeits- und Friedensaktivistin Kaossara Sani nahm an der Demonstration teil. Die Gründerin des Act on Sahel Movement stammt aus dem Togo und engagiert sich für Klimagerechtigkeit in den am stärksten von der Klimakrise betroffenen Regionen Afrikas. Sie ergänzt:“Für jemanden wie mich, die aus dem Togo kommt, eines der am wenigsten entwickelten Länder in der Welt und am meisten von der Klimakrise betroffenen, sind mehr als 1,5°C hoffnungslos und mörderisch. In der Sahel, wo ich geboren wurde, verstärkt der Klimawandel bereits Armut, Konflikte und Terrorismus. Im Bewusstsein all dieser Probleme bin ich verwirrt und verloren in meinem jungen Alter. Ich habe Zweifel, dass ich womöglich nicht in der Lage sein werde das System zu ändern weil meine Privilegien limitiert sind, obwohl ich mein Bestes tun will meine menschliche und moralische Verantwortung zu erfüllen, für Klimagerechtigkeit einzustehen und handeln. Ich verliere meine Hoffnung nicht und werde sie nicht verlieren weil ich weiß, dass wir stark und resilient genug sind, um den Widerstand zu leisten zu dem wir verpflichtet sind. Ich glaube, dass wir gemeinsam einen Weg finden werden, egal wie schwierig die Situation sein mag. Bitte, verliert die Hoffnung nicht und gebt nicht auf, verliert nicht den Glauben in euch selbst, in eure Stärke und eure Privilegien in einem der reichsten Länder der Welt zu leben und einen Unterschied machen zu können. Ihr seid in der Lage dieses traurige Schicksal für das Leben auf diesem Planeten umzukehren wenn ihr euer Privileg nutzt und weiter kämpft.“

++ Initiative Lützerath Lebt! ruft zum Widerstand gegen den Beschluss der Bundesregierung zur Zerstörung des Dorfes auf  ++ „Der gestrige Kabinettsbeschluss ist ein Klimaverbrechen!“ ++ Großdemonstration am 12. November ++

Lützerath, 04. November 2022

Die Initiative Lützerath Lebt! ruft zum Widerstand gegen den Kabinettsbeschluss der Bundesregierung zur Erweiterung des Tagebaus Garzweiler 2 und der dabei vorgesehenen Zerstörung des Dorfes Lützerath auf. Der vielfältige und bunte Protest für den Erhalt des Dorfes Lützerath wird auch nach dem Kabinettsbeschluss fortgesetzt werden: Die Mahnwache Lützerath an der bereits teilweise zerstörten L277 ist bis Ende November als legale Anlaufstelle angemeldet. Auch darüber hinaus wird die Initiative Lützerath Lebt! das Dorf vor Zerstörung schützen. Das Bundeskabinett hatte am 02.11.2022 nach vorangegangenen Verhandlungen zwischen dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, dem Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen und dem Kohlekonzern RWE beschlossen, dass im Tagebau Garzweiler 2 weitere 280 Millionen Tonnen Braunkohle abgebaut werden sollen.

Dazu erklärt Milena Steinegger, Sprecherin der Initiative Lützerath Lebt!: „Der gestrige Kabinettsbeschluss ist ein Klimaverbrechen: Die bereits erreichten 1.2°C Klimaerwärmung kosten schon jetzt Menschenleben und richten katastrophale Zerstörung im globalen Süden an. Der Hinterzimmer-Deal von Mona Neubaur und Robert Habeck mit den RWE-Bossen ist eine heuchlerische Mogelpackung. Es werden keine Emissionen eingespart, sondern die Kohle wird einfach nur früher verfeuert.“

Der Beschluss des Bundeskabinetts sieht die Erhöhung der jährlichen Braunkohle-Fördermenge von 20 auf 32 Millionen Tonnen und den fortgesetzten Betrieb der Kraftwerksblöcke Neurath D und E – die eigentlich bis Ende 2022 abgeschaltet werden sollten – bis Ende März 2024 vor. Dabei hatte eine Studie von Wissenschaftler*innen der Europa-Universität Flensburg, der Technischen Universität Berlin und des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung Berlin (DIW) erst im August festgestellt, dass die Braunkohle unter dem Dorf Lützerath nicht benötigt wird, um die Energieversorgung in Deutschland sicherzustellen.

Mara Sauer, ebenfalls Sprecherin der Initiative Lützerath Lebt!, ergänzt: „Auch bei uns in Deutschland zeigen Habeck und Co, dass sie keine Politik für Menschen, sondern für Konzerne machen: Ja, Privathaushalte kriegen einen Strompreisdeckel bei 40 ct pro kWh – aber die Industrie soll nicht mehr als 13 Cent bezahlen müssen! Das zeigt: Die Kohle unter Lützerath braucht es nicht, um gut leben zu können. Sondern Lützerath soll abgebaggert werden, um den Energiehunger einer ständig wachsenden zerstörerisch-kapitalistischen Industrie zu füttern. Wir werden weder gehen noch aufgeben.”

Am Samstag, den 12. November um 12 Uhr rufen Alle Dörfer bleiben, BUND, campact, Fridays for Future, Greenpeace, Klima-Allianz Deutschland, die Initiative Lützerath lebt! und Naturschutzjugend zu einer Großdemonstration im Dorf Lützerath auf. Weiterhin finden jeden Sonntag Dorfspaziergänge statt, die um 12 Uhr an der Mahnwache starten.

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Lützerath, 24.10.2022. Am Mittwoch, dem 26.Oktober 2022 von 17 bis 20 Uhr werden in Lützerath zwei Klima-Expert*innen aus Honduras und El Salvador auf einem Podium mit Aktivist*innen vor Ort sprechen. Das Gespräch über Parallelen und Unterschiede ihres Einsatzes gegen die Klimakrise und den Raubbau an der Natur wird von der Initiative Lützerath Lebt organisiert.
                                                    
„Der Besuch der Aktiven aus Mittelamerika berührt uns sehr, denn diese Menschen sind unglaublich mutig und gemeinsam erfolgreich gegen Naturzerstörung und Vertreibung. Dass es für sie um ein vielfaches gefährlicher ist als für uns liegt an genau der Mischung aus kolonialer Gewalt und finanziellen Interessen, gegen die wir gemeinsam kämpfen.“, so Julia Riedel von der Initiative Lützerath Lebt.
 
Die Menschenrechtsorganisation Romero Initiative (CIR) aus Münster hat Marlen Corea, Umweltkoordinatorin und Mitglied der indigenen Lenca-Gemeinde in Honduras, und Luís Gonzalez von der Umweltorganisation UNES in El Salvador vom 22. Oktober bis 6. November 2022 zur klimapolitischen Reise durch Europa eingeladen. Im Vorfeld der 27. UN-Klimakonferenz in Ägypten appellieren die Expert*innen an die europäischen Industrienationen, ihrer Verantwortung für Klima- und Umweltschäden in Zentralamerika nachzukommen. 
 
Obwohl die Region nur einen Bruchteil der globalen CO2-Emmissionen verursacht, ist sie mit am stärksten von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen. Erst Mitte Oktober haben Dutzende Menschen in Mittelamerika ihr Leben durch den Tropensturm Julia verloren. „Der Sturm hat Erdrutsche und Überflutungen verursacht und die Ernten von fast allen Familien hier zerstört“, berichtet Marlen Corea über das Ausmaß der Schäden im Departamento La Paz in Honduras. „Gerechte Klimafinanzierung kann nicht länger warten!“, fordert Corea.
  
Im Rahmen der Reise werden Corea und Gonzalez das Thema Klimagerechtigkeit zwei Wochen lang mit Abgeordneten, Vertreter*innen von Menschenrechts- und Umweltorganisationen und Aktivist*innen in Deutschland, Brüssel, Prag und Budapest diskutieren. 
Pressevertreter*innen sind herzlich zur Paneldiskussion am 26.10. um 17:00 in Lützerath eingeladen. Zudem wird es vor und nach dem Panel die Möglichkeit für individuelle Gespräche mit den mittelamerikanischen Gästen geben. Bitte melden Sie sich bei Interesse vorab, wenn möglich.
 
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Lützerath, 17.10.2022. Die weltweit bekannte Klimagerechtigkeitsaktivistin Elizabeth Wathuti besuchte gestern Lützerath am Rande des Braunkohletagebaus Garzweiler II. Gemeinsam mit Luisa Neubauer von Fridays for Future und Julia Fischer von Lützerath Lebt forderte sie einen finanziellen Ausgleich von den Ländern, die die Klimakrise verursachen. Damit soll für die die katastrophalen Folgen in den bereits jetzt stark betroffenen Regionen aufgekommen werden.

„Wenn der Regen ausbleibt, bedeutet das auch, dass unsere Ernten ausfallen. Es bedeutet, dass die Familien nicht mehr genug zu essen haben“, beschrieb Elizabeth Wathuti die verheerenden Dürren in ihrer Heimat Kenia. „Wir haben gesehen, auf wie viel Widerstand das Thema Finanzierung vor allem in den Ländern des Nordens gestoßen ist. Angesichts der Herausforderungen, mit denen wir heute konfrontiert sind, rufen wir zu internationaler Solidarität auf, wir rufen diese Länder auf, sich tatsächlich zu engagieren und die Reparation von Schäden und Verlusten zu leisten.“, so Wathuti, deren Besuch in Lützerath Teil ihrer Vorbereitung auf die COP 27 war. Der UN-Klimagipfel wird Anfang November stattfinden. Vor einem Jahr hatten die zurückhaltenden und industriefreundlichen Beschlüsse der COP 26 für weltweite Empörung in der Klimagerechtigkeitsbewegung gesorgt.

Dieser Unmut besteht auch im Protestbündnis um Lützerath schon lange und steigerte sich seit der Regierungsbeteiligung der Grünen nochmals. Gestern bestätigte die Grünen-Parteibasis die Absicht von Robert Habeck, Mona Neubaur und dem Stromkonzern RWE, das Dorf für die profitable Braunkohleförderung abzureißen. Der Beschluss von Anfang Oktober sieht vor, in den nächsten anderthalb Jahren die Verbrennung des klimaschädlichen Brennstoffs massiv zu steigern.

Julia Fischer sieht in der Entscheidung eine direkte Ursache für die extremen Klimanotstände weltweit: „Diese Katastrophe wurde nicht in Kenia gemacht. Sie wurde hier gemacht. Der wirtschaftliche Aufschwung, der Deutschland eine Vorreiterrolle in der Welt gebracht hat, ist fossil und kolonial. Die Kohle, die dafür verbrannt wird, erzeugt die Dürre am Horn von Afrika”. In Reaktion auf die Energiepreisdebatten der letzten Wochen problematisiert Lützerath Lebt vor Allem die marktorientierte Stromerzeugung: “Wir in Lützerath sind für Energiesicherheit – dafür braucht es jedoch die Kohle unter Lützerath nicht. Energiesicherheit für Menschen kann es nur geben, wenn die Profitsicherheit der Konzerne endet. Wir können RWE enteignen und den gesamten Energiesektor vergesellschaften, damit alle die Energie bekommen, die sie zum Leben brauchen.”

Mehrere Mitglieder der Grünen Jugend, darunter Luisa Neubauer, kündigten gegen den Partei- und Regierungskurs bereits aktiven Widerstand an. So auch eine breite Allianz von Aktivist*innen und über 10.000 Menschen, die den Aufruf „X-tausend für Lützerath“ unterschrieben haben. Noch dieses Jahr könnten dem Dorf unruhige Wochen bevorstehen. Elizabeth Wathuti richtet sich indes mit einem offenen Brief an die Weltklimakonferenz, den bereits fast 100.000 Menschen unterschrieben haben.


Kathrin Henneberger, Elizabeth Wathuti, Luisa Neubauer und Julia Fischer vor dem Braunkohletagebau Garzweiler II (Urheber: ti_mo.ti)

Weiterführende Informationen
Stimmen zu Loss and Damage: https://www.carbonbrief.org/cop27-why-is-addressing-loss-and-damage-crucial-for-climate-justice/
Spiegel Online: https://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/luetzerath-nrw-basiert-mona-neubaurs-entscheidung-auf-fragwuerdigen-gutachten-a-856d2398-e89d-4c54-ad1e-40bff8c31b27
„X-tausend für Lützerath“: https://weact.campact.de/partnerships/x-tausend-fur-lutzerath

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Tausende werden sich in Lützerath der Zerstörung in den Weg stellen

Lützerath, 4.10.2022
9453 Klimaschützer*innen haben angekündigt, Lützerath gegen die Räumungsabsicht von Landesregierung und RWE zu schützen. Um sicher zu stellen, dass die klimaschädliche Kohle unter der Ortschaft die Krise nicht weiter anheitzt, haben auf der Website X-tausend.de Tausende erklärt, sich der Zerstörung in den Weg zu stellen.
Nachdem Robert Habeck, Mona Neubaur und Markus Krebber, der Vorstandsvorsitzende der RWE AG, gemeinsam am heutigen Morgen erklärt haben, sie wollen Lützerath nicht erhalten, formiert sich breiter zivilgesellschaftlicher Widerstand für eine klimagerechte Zukunft des Reviers.

„Habeck behauptet es brauche die Kohle unter Lützerath für Versorgungssicherheit. Was damit eigentlich gemeint ist: RWEs Sicherheit weiter Profit zu machen.
Denn während RWE Rekordumsätze mache, können viele Haushalte ihre Stromrechnungen nicht bezahlen. Um die soziale und die ökologische Krise zu lösen, brauchen wir eine Ökonomie der Bedürfnisse, nicht der Profite. Unter dem Schlagwort ‚People Not Profit‘ werden wir Lützerath verteidigen – und dabei auch für alle Menschen in Existenznot mit einstehen.“, so Julia Riedel, Sprecherin von Lützerath Lebt.

Der RWE Konzern konnte die Energiekrise bisher für Rekordgewinne nutzen und argumentiert trotzdem immer wieder mit wirtschaftlichen Gründen für den Abriss des Dorfs.

„Wir sind wütend. Weiterhin müssen Menschen in Pakistan, Somalia und allen anderen stark betroffenen Orten der Klimakatastrophe wegen des verantwortungslosen Handelns von RWE und Politik ums Überleben kämpfen. Es ist unser aller Aufgabe, diese kapitalistische Klimazerstörung jetzt zu beenden und dafür Lützerath zu schützen!“, so Jule Flinn aus Lützerath.

Die Mahnwache in Lützerath ist im Oktober verlängert worden und bietet allen eine legale Anlaufstelle, die die Klimaaktivist*innen unterstützen wollen.

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Eckardt Heukamp zieht aus, Klimaaktivist*innen ziehen ein

Erkelenz. Am 2. Oktober 2022 musste Eckardt Heukamp die Schlüssel zu seinem Hof an den Kohlekonzern RWE übergeben. Direkt im Anschluss bezogen Klima-Aktivist*innen seinen Hof. Im Dorf bleiben rund 200 Aktivist*innen und eine angemeldete Mahnwache. Sie wollen weiterhin den Abriss für die Braunkohle mit Blockaden verhindern.

„Für mich ist es schon ein schwerer Abschied von meinem Zuhause. Die Aktivisten bleiben hier in der Hoffnung, dass Lützerath weiterlebt und nicht zusammen mit einigen der fruchtbarsten Böden Deutschlands in der Grube verschwindet. Ich finde das unterstützenswert.“, so der Landwirt Heukamp.

Die Schlüsselübergabe fand mehrere Kilometer von Heukamps Hof entfernt an einem Stützpunkt der RWE-Security auf den Feldern statt. Parallel dazu solidarisierten sich Bewohnende der Nachbardörfer und Aktivist*innen mit Eckardt Heukamp. Seit über zwei Jahren unterstützen sie sich gegenseitig beim Protest gegen den Abriss Lützeraths und der nun geretteten Nachbardörfer. Zuletzt beriefen sich Umweltverbände, Dorfbewohner*innen und Aktivist*innen darauf, dass die Kohle unter dem Dorf weder für die Versorgung der Haushalte, noch für die Profite der anderen Industrien benötigt werde.

„Wir werden hier bleiben, denn die Förderung von 600 Millionen Tonnen Kohle mitten in der Klimakatastrophe ist ein Verbrechen. Dieses Verbrechen ist ein koloniales Verbrechen. Wir müssen die Kohle jetzt stoppen, sonst erzeugen wir noch mehr Hitzetote und noch schlimmere Hungersnöte – wie gerade am Horn von Afrika.“, so Jule Flinn aus Lützerath

Die philippinische Fridays for Future Aktivistin Mitzi Jonelle Tan besuchte das Dorf einen Tag bevor Eckardt Heukamp zum Umzug gezwungen wurde. Sie sah mit eigenen Augen das Braunkohlerevier als einen der Orte, die für die massive Verwüstung in ihrem Land verantwortlich sind. Schwere Stürme werden in der Klimakrise immer wahrscheinlicher. Der Taifun Yolanda forderte 2013 auf den Philippinen über 6000 Opfer, vor wenigen Tagen traf der besonders starke Sturm Noru die Inseln und richtete schwere Schäden an.

„Ich habe gesehen, wie Kohle und fossile Energien töten. Extreme Wettereignisse zerstören bei mir zuhause auf den Philippinen Gemeinschaften. Der Widerstand in Lützerath erinnert mich an den Widerstand daheim – an Menschen, die für eine bessere Welt kämpfen, für den Planeten und unser aller Leben. Wir müssen uns solidarisch zeigen mit den Menschen, die sich der Zerstörung entgegenstellen – gegen die fossilen Energien, die den ganzen Planeten zerstören.“, so Mitzi Jonelle Tan.

Die Klimaaktivist*innen, die das Dorf am Leben erhalten und schützen, rufen zur Unterstützung auf, sollten Konzern und Polizei zum Abriss anrücken. Sie sind entschlossen zu bleiben, bis der Ort gerettet ist. Die Mahnwache im Dorf hat nun eine Genehmigung erhalten, bis Ende Oktober fortzubestehen, sodass es weiterhin eine legale Anlaufstelle gibt.

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Etwa 2000 Menschen bei Demonstration für Erhalt von Lützerath und schnelleren Kohleausstieg +++ Weitere Proteste Ende des Monats angekündigt

Erkelenz. Etwa 2000 Menschen nehmen zur Stunde am Tagebau Garzweiler in Nordrhein-Westfalen an der Demonstration “Für keine Kohle dieser Welt” teil. Die Demonstrierenden fordern den Erhalt des von der Abbaggerung gefährdeten Dorfes Lützerath sowie einen Kohleausstieg, der im Einklang steht mit dem deutschen Beitrag zur Einhaltung der 1,5 Grad-Grenze der Klimaerhitzung – die derzeitigen Pläne der Bundes- und Landesregierung sehen einen weitaus größeren Kohleabbau vor.

Einer der zahlreichen Redner*innen auf der Demonstration war Mario Quintero aus Mexiko, Delegierter des Nationalen Kongresses der Indigenen: “Es gibt mir große Hoffnung, heute hier zu sein. Dass die Bevölkerung und die Bauern zusammen die Erde verteidigen, zeigt, dass auch hier in Europa sich die Menschen organisieren und kämpfen. Für uns ist es wichtig zu zeigen, dass die Versprechungen des Kapitalismus und der ‘Ersten Welt’ große Lügen sind, denn es gibt überall Ausbeutung und Zerstörung. Es liegt an uns allen, jetzt diese riesigen Projekte aufzuhalten.”

Der Ablauf der Demonstration ist von mehreren Störungen markiert, so waren die Redner*innen auf der Bühne für die Teilnehmenden nur schwer zu verstehen, da ein Polizeihubschrauber über eine halbe Stunde lang direkt über der Kundgebung schwebte. Zudem wird der Demonstrationszug immer wieder aufgehalten und die Polizei ließ den Lützerather Landwirt Eckardt Heukamp nicht zur Veranstaltung durch, da Heukamp mit seinem Mähdrescher daran teilnehmen wollte.

Heukamps Ländereien waren am 1.9. an den Kohlekonzern RWE übergegangen, was ein Anlass für die heutige Demo und Aktion war. Da sich der Umzug von Heukamps landwirtschaftlichen Betriebs jedoch verzögert hat, hat er von RWE eine Fristverlängerung bis Ende September erhalten. Im selben Zeitraum will die Landesregierung von NRW politische Klarheit über die Zukunft Lützeraths schaffen. Die Demonstrierenden erwarten, dass das von den Grünen geführte Wirtschaftsministerium gegenüber RWE den Erhalt von Lützerath durchsetzt, sowie eine Kohlerestmenge, die das Einhalten der 1,5 Grad-Grenze ermöglicht.

Bei Ankunft der Demonstration in Lützerath ist eine kreative Aktion an der Umwallung geplant, die der Kohlekonzern RWE um das Dorf aufgeschüttet hat. Diesen Monat wird es weitere Proteste für einen deutlich schnelleren Kohleausstieg und den Erhalt von Lützerath geben: am 23.9. beim globalen Klimastreik von Fridays for Future und vom 23. bis 27.9. beim Unräumbar Festival in Lützerath.

Kontakt und weitere Informationen:

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Fridays For Future:
Julia Wischnewski: 0160 8995789
Hannah Hübecker (Pressekoordination für FFF NRW), nrw@fridaysforfuture.de : 015125098211

Alle Dörfer Bleiben:
Christopher Laumanns: 01577 3395845

Klimacamp in Lützerath 24.-28.8.2022: Raum für Lösungen und neue Lebensweisen

Das diesjährige rheinische Klimacamp wird vom 24.-28.08. im bedrohten Dorf Lützerath am Tagebau Garzweiler II stattfinden. Mit einem reichhaltigen Kultur- und Workshop-Programm öffnet das Camp einen Raum für zukunftsfähige Lösungen und Lebensweisen. Auch Themen wie Gerechtigkeit, Strukturwandel sowie Chancengleichheit werden im Workshopangebot adressiert. Lützerath ist in den letzten Jahren sowohl Schauplatz von Protesten gegen Kohleabbau und Klimakrise gewesen, als auch ein Ort um kreativ und konstruktiv Neues zu erschaffen und Empowerment zu erleben. Auch in den nächsten Wochen wird weiter gegen die drohende Abbaggerung des Dorfes für die Braunkohle protestiert, z.B. ist eine Demonstration von Keyenberg nach Lützerath am 3.9. geplant. Die Organisator*innen laden insbesondere Menschen aus der Region ein, beim Klimacamp in Lützerath vorbei zu schauen. Es gibt spannende Workshops, z.B. Mittwoch, 16:30h „Strukturwandel von unten“, Donnerstag, 16:30h „Wie wollen wir bauen?“, Sonntag, 10:30h „Zukunftsdorf“ und viele mehr. Für Verpflegung ist gesorgt und das abendliche Bühnenprogramm mit Bands und DJs bietet den Rahmen für geselliges Zusammensein. Alles kostenlos und gegen Spende. Die Organisator*innen bitten, vor der Anreise einen Corona-Selbsttest zu machen. Weitere Infos unter: https://luetzerathlebt.info/event/klimacamp-x-luetzerath/ und https://www.klimacamp-im-rheinland.de/ „Neben Bildung und Workshopangeboten zu vielfältigen Themen möchten wir Vernetzungsangebote schaffen, auch für Menschen und Strukturen in und mit der Region. Darüber hinaus bieten wir jede*m Einzelnen Umsetzungsmöglichkeiten für Ideen und Themen und möchten diesen Raum gemeinsam gestalten und erleben“, So Elisa, eine der Camp-Organisatorinnen. Das Projekt MaStaMo der BUNDjugend NRW ist dieses Jahr auch am Klimacamp beteiligt um im insbesondere jungen Menschen einen Ort des Lernens, Erlebens und Ausdrückens zu geben für die Fragen: „Was wünsche ich mir für die Welt von morgen? Wie überwinden wir die strukturellen Ursachen der Klimakatastrophe? Was kann ich in meiner aktuellen Lebenssituation dazu beitragen?'“ „Fakt ist: Die Kohle unter Lützerath wird nicht gebraucht, selbst in der aktuellen Energiekrise nicht“, sagt Haike von der Camporganisation, mit Verweis auf die letzte Woche veröffentlichte Studie „Gasknappheit: Auswirkungen auf die Auslastung der Braunkohlekraftwerke und den Erhalt von Lützerath“. „Jede Tonne Kohle, die weiter aus dem Boden geholt wird, bringen mehr Dürren, Waldbrände, Hitzetote. Die Regierung muss RWE stoppen!“ Link zur o.g. Studie: von CoalExit Research Group, EUF, TU Berlin und DIW Berlin https://fffutu.re/dkDEkw

Aktivist*innen blockieren erneut Wallbau um Lützerath

Lützerath, 3.8.2022. Um 6 Uhr morgens setzte der Kohlekonzern RWE heute die Einwallung um das Dorf Lützerath fort. Nach etwa einer halben Stunde stoppten Aktivist*innen aus dem Dorf einen Bagger mit einer Sitzblockade und einem Dreibein für vier Stunden. Schon letzte Woche Mittwoch war ein erster Versuch von RWE einen Wall um Lützerath zu ziehen gescheitert, weil sich Menschen auf und vor die Baumaschinen gesetzt hatten. Die Umfriedung dient der geplanten Abbaggerung des Dorfes, während Verhandlungen zwischen RWE und der Landesregierung über die Ausweitung des Tagebaus noch ausstehen. Alexandra Brüne von der Initiative „Alle Dörfer Bleiben“ aus den benachbarten Dackweilerhöfen: „Menschen auf der ganzen Welt ächzen unter Dürreperioden, Hitzewellen und Waldbränden, aber RWE hat den Schuss nicht gehört und buddelt weiter. Für alle Menschen, die Nachrichten lesen, müsste klar sein, dass wir keine Kohle mehr verbrennen dürfen und dass darum Lützerath stehen bleiben muss. Der Wallbau ist eine klare Provokation an die Politik, die mit RWE über den weiteren Tagebauverlauf verhandeln will. Solange der Konzern hier weiter Fakten schafft, werde ich den ganzen Sommer, Herbst und Winter persönlich hier stehen und gegen die Abbaggerung des Dorfes protestieren“, sagt Alexandra Brüne von „Alle Dörfer Bleiben“ aus den benachbarten Dackweilerhöfen. Die Hitzewellen und Dürre der vergangen Wochen sind auf den Klimawandel zurückzuführen. Da die RWE-Aktiengesellschaft den Abriss des Dorfes für die Braunkohle nun vorantreibt, wird der Konflikt zur drängenden klimapolitischen Frage. Nach Erhebungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung befindet sich auch für steigenden Strombedarf und trotz Sanktionen gegen Russland genug erreichbare Kohle im Tagebau, um auf den Abriss Lützeraths zu verzichten. Vor einigen Wochen forderte auch der Bundestag den Erhalt des Dorfes. Zu den Folgeschäden der Tagebaue müssen neben dem Klimawandel auch 500 Millionen Kubikmeter Wasserverbrauch pro Jahr gezählt werden, der im Angesicht der herrschenden Dürre und Ernteausfälle besonders schwer ins Gewicht fällt. Die Auswirkungen treffen dabei erwiesenermaßen nicht alle Menschen gleich schwer: „Wir befinden uns in einer Energiekrise, in der Menschen sich darüber Sorgen machen, wie sie im Winter ihre Stromrechnungen zahlen können. Wie kann es sein, dass gleichzeitig RWE ihre Gewinnprognosen für dieses Jahr um zwei Milliarden Euro anhebt? Ein mal mehr zeigt das, wie es das kapitalistische System schafft, auf dem Rücken von uns Bürger*innen aus Krisen Profit zu schlagen. Deswegen nehmen wir den Kohleausstieg hier jeden Tag selbst in die Hand: Für eine gerechte und klimafreundliche Energieversorgung muss Lützerath bleiben, dezentrale Energiequellen etabliert und Energiekonzerne vergesellschaftet werden!“ so Lakshmi Thevasagayam für die Initiative „Lützerath Lebt“. Ein Bericht des UN-Weltklimarats hatte im April einen Zusammenhang zwischen der existenziellen Bedrohung durch den Klimawandel und andauerndem Kolonialismus erklärt. Der Bericht führt dabei die unterschiedliche Betroffenheit von Ökosystemen und Menschen auf den Kolonialismus und seine Folgen zurück. Länder, die vom Kolonialismus bis heute profitieren, emitieren um ein vielfaches mehr Treibhausgase. Damit ist nun auch wissenschaftlich belegt, was zahlreiche Aktivist*innen aus den ehemals kolonisierten Ländern anmahnten, die sich seit Jahren im Kampf gegen die Zerstörung der Lebensgrundlagen einsetzen. Weitere Informationen folgen im Verlauf des Tages Kontakte: Lützerath Lebt!:
  • Mail: kontakt@luetzerathlebt.info
  • Twitter: @LuetziBleibt
  • Instagram: @luetzibleibt
    Alle Dörfer bleiben:
  • Alexandra Brüne: 0173 5176392
Fotos zur freien Verwendung: https://www.flickr.com/photos/194773835@N02/albums
Lützerath feiert zweijähriges Jubiläum der Mahnwache.
Lützerath, 21.07.2022
Am Wochenende feiert Lützerath das zweijährige Bestehen seiner Mahnwache und damit den Beginn des erfolgreichen lokalen Protests gegen die Braunkohle. Ab Freitagnachmittag beginnt das Programm mit Musik, Vorträgen, Erzählrunden und Workshops. Auch für das leibliche Wohl ist gesorgt. Zuletzt hatte sich auch die Bundesregierung für den Erhalt des bedrohten Dorfs ausgesprochen.
„Hier geht es um mehr als CO2. Es geht um Trinkwasser, um Grundversorgung mit Nahrungsmitteln. Nicht nur pumpt RWE hier das Grundwasser ab und zerstört wertvolle Böden, sondern erzeugt mit dem Klimawandel auch Ernteausfälle und Dürren auf der ganzen Welt. Deshalb steigen in diesem Dorf die Einwohnerzahlen und der Widerstand gegen die Zerstörung.“ erzählt Blanche Schwanke, Sprecherin der Mahnwache Lützerath.
Im Juli 2020 begann der Kohlekonzern RWE die Verbindungsstraße L277 zwischen Lützerath und Keyenberg abzureißen, die im Tagebau verschwinden sollte. Anwohner*innen und Aktivist*innen blockierten die Maschinen, protestierten und gründeten die Mahnwache in Lützerath als legal geschützten Versammlungsort. Die Initiative „Kirchen im Dorf lassen“ veranstalteten einen Protestgottesdienst am Absperrgitter und es gab mehrere Demonstrationen bis ins Tagebauvorfeld. Seitdem ist das Zelt an der Straße zwei Jahre lang nicht verlassen worden, denn das hätte die Versammlungserlaubnis der Behörde automatisch beendet.
„Vor zwei Jahren hat hier niemand geglaubt, dass wir mit unserem Protest aus Dorfbewohnenden und der Klimabewegung fünf Dörfer vor der Kohle retten und tausende Verbündete auf der ganzen Welt gewinnen würden. Wie diese Verbündeten aus Uganda, Mexiko, Namibia und Kolumbien machen wir die Erfahrung, dass Widerstand funktioniert“, sagt Linda Birkenfeld, Sprecherin der Initiative Lützerath Lebt!.,
Für den Erhalt der fünf Dörfer Keyenberg, Kuckum, Berverath, Unter- und Oberwestrich haben Dorfbewohnende, die sich heute unter dem Bündnis „Alle Dörfer Bleiben“ zusammenfinden, jahrelang gekämpft. In den Koalitionsverträgen von Bund und Land wird nun die Rettung dieser Dörfer versprochen. Das Dorf Lützerath wurde dabei bislang allerdings ausgeklammert. Dabei belegt eine Studie des deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung die Wichtigkeit des Erhalts des Dorfs für das Pariser Klimaabkommen. Werden die hunderte Millionen Tonnen Kohle unter dem Dorf verbrannt, wird damit die Emissionsgrenze für 1,5 Grad Erderhitzung überschritten.
„Vor 2 Jahren haben wir als Bündnis und Anwohnende Unterstützung vor Ort durch die Mahnwache Lützerath erhalten. Wir freuen uns darüber, was in zwei Jahren an Widerstand gewachsen ist. Bisher ist es nicht gelungen, Lützerath zu zerstören, das verdanken wir den Menschen vor Ort und einem breiten, vielfältigen und buntem Widerstand. Zusammen werden wir Lützerath schützen und die 1,5 Grad Grenze verteidigen“ verspricht Alexandra Brüne von „Alle Dörfer Bleiben“.
Kontakt:
Lützerath Lebt!: Pressetelefon: 01575 3980 277 (Geänderte Telefonnummer seit Juni!) Mail: kontakt@luetzerathlebt.info Twitter: @LuetziBleibt Instagram: @luetzibleibt
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Alle Dörfer Bleiben:
https://www.alle-doerfer-bleiben.de/
 
Fridays For Future bringt Lützerath auf die documenta
Lützerath, 18.06.2022. Fridays for Future und die Initiative Lützerath Lebt! eröffnen gemeinsam mit Künstler*innen zum Auftakt der documenta fifteen am Samstag die Ausstellung ‚Another World Is Possible‚. Im Glaspavillon des k.format Kollektivs in Kassel zeigen sie zwei Wochen lang Kunst, die nicht die Augen im Angesicht der Krise verschließt. Im Juli veranstalten die Aktivist*innen außerdem vier Vorträge im „ruruhaus“, dem zentralen Begegnungsort der documenta.
Ein Teil der gemeinsamen Kunstausstellung sind Arbeiten des international renommierten Künstlers Gregor Schneider. Aufgewachsen am Rande des Braunkohletagebaus in Mönchengladbach-Rheydt, beschäftigt er sich bereits jahrzehntelang künstlerisch mit dem rheinischen Braunkohlerevier.
Außerdem sind Fotografien und Videoarbeiten des ga_ea Kollektiv mit künstlerisch-aktivistischen Perspektiven auf die sterbenden Dörfer zu sehen. Aktivistinnen aus Lützerath, die die Karawane für das Wasser in Mexiko begleitet haben, zeigen Fotografien des indigenen Kampfs um ihre Lebensgrundlage. Auch junge Künstler*innen der Kunstakademie Düsseldorf wie Jinseok Lee, Minji Kang und Robert Rickli stellen aus. Dafür haben sie Materialien aus dem bedrohten Dorf in Plastiken verarbeitet. Zur Ausstellungseröffnung waren Sprecher*innen der Initiative Lützerath Lebt!, die Künstler*innen und Linda Kastrup von Fridays for Future bei einer Pressekonferenz anwesend.
Im Gegensatz zu den leerer werdenden Dörfern, die schließlich im Tagebau verschwanden, ist Lützerath voll, bunt, widerborstig. Seit fast zwei Jahren wohnen mehr und mehr Klimaaktivist*innen dort, die den Abriss der Häuser verhindern wollen. In ihrem Zusammenleben findet sich ein Prinzip wieder, das an das diesjährige Konzept des Kurator*innenkollektivs erinnert: ‚Lumbung‘ ist der Stern unter dem ruangrupa die documenta veranstaltet. Lumbung ist eine kollektiv genutzte Reisscheune, ein Common, eine Allmende. Das unentgeltliche Teilen von Essen, Materialien, Land oder Häusern als fürsorgliche kollektive Praxis sehen die Aktivist*innen auch an vielen Orten im Globalen Süden vor der Ausweitung der kapitalistischen Wirtschaftsweise verteidigt.
 

„Ressourcen teilen, statt andere davon auszuschließen, ist was wir jeden Tag praktizieren. Fast alles hier ist für alle. Wir schauen, was unsere Bedürfnisse sind und wie wir sie gemeinsam erfüllen können“, beschreibt Linda Birkenfeld den Alltag im Camp auf Lützeraths Wiesen und zieht so die Parallele zum Thema der documenta fifteen.

Alle sind herzlich eingeladen, die Ausstellung oder Vorträge im ruruhaus zu besuchen. Eine Eintrittskarte ist nicht erforderlich, da die Bereiche kostenfrei zugänglich sind.
Folgenden Veranstaltungen werden von Fridays For Future und Lützerath Lebt! im ruruhaus, Königsstraße 43, organisiert:
    2.7.22, 18 Uhr Wie schaffen wir das Auto ab?
    7.7.22, 18 Uhr Kämpfende Commons – In Brüchen das Gemeinsame suchen
    21.7.22 10 Uhr Kino: Dear Future Children
    28.8.22 18 Uhr: Kolonialismus und Klimakatastrophe
 
Kontakt: 
Lützerath Lebt!:
Pressetelefon: 01575 3980 277 (Wir haben eine neue Telefonnummer!)
Website: kontakt@luetzerathlebt.info
Twitter: @LuetziBleibt
Fridays For Future:
Mail: presseteam@fridaysforfuture.de Telefon: 015140101583

Aktivist:innen kündigen Wiederaufbau von Lützerath und Energiewende zum Anfassen an

Lützerath, 03.06.2022. Nach dem Regierungswechsel in NRW kündigen Aktivist:innen der Initiative „Lützerath Lebt“ an, den Ort wieder aufbauen zu wollen. Auf der Brache, wo letztes Jahr von RWE Häuser abgerissen wurden, soll ein neues Wohnhaus aus Strohballen, Holz und Lehm entstehen. Die Aktivist:innen fordern, dass die neue Landesregierung die Klimakrise endlich ernst nimmt und nicht länger Konzerninteressen über die Bedürfnisse von Menschen und eine intakte Umwelt stellt. Wenn Deutschland seine zugesagten Klimaziele erreichen will, darf der Ort nicht mehr für die darunterliegende Braunkohle abgebaggert werden.

„Lützerath abzureißen ist dieses Jahr noch sinnloser als letztes Jahr. Wir können jetzt jahrelang irgendwelchen Krisen hinterherrennen oder anfangen, unsere Probleme zu lösen und für Menschen im Globalen Süden und künftige Generationen Verantwortung übernehmen“, so Jule Flinn, Aktivist aus Lützerath. „Lützerath Lebt“ möchte mit dem Projekt jedoch auch der Bau- und Wärmewende eine Plattform bieten und die aktuelle Debatte um Energieversorgung konstruktiv unterstützen. „Mit Stroh zu bauen ist ziemlich großartig. Stroh speichert Kohlenstoff, es ist ein regional verfügbarer, schnell nachwachsender Rohstoff und als Nebenprodukt der Landwirtschaft steht es nicht in Konkurrenz zu Anbauflächen für Nahrungsmittel“, so Flinn weiter. Strohhäuser bestehen üblicherweise aus einer tragenden Holzkonstruktion, Strohballen als Dämmmaterial sowie einem Lehmputz innen und einem Kalkputz außen.

Die Aktivistin Mia Zimmer sieht in der ökologischen und sozialen Bauwende einen entscheidenden Faktor für das Erreichen der Pariser Klimaziele. „Die Kohle unter Lützerath muss im Boden bleiben. Gleichzeitig müssen wir auch den Bausektor angehen: Dieser macht in Deutschland einen Anteil von rund 40% der gesamten Treibhausgasemissionen aus. Dafür müssen wir erster Linie unseren Baubestand nutzen und sanieren. Wenn wir neu bauen, müssen wir gut dämmen, eine effiziente und regenerative Gebäudetechnik einbauen, und möglichst emissionsarme Baustoffe verwenden.“

Neben der Herstellung der Baumaterialien erzeugt vor allem die Nutzung der Gebäude einen hohen Ausstoß an Treibhausgasemissionen, dies liegt in erster Linie an der Verwendung von fossilen Energieträgern für das Beheizen der Gebäude. Für das Haus in Lützerath ist geplant, Strom und Heizwärme mit enereuerbaren Energien zu erzeugen, zudem soll das Gebäude energieautark betrieben werden. Angedacht sind eine Solar-Inselanlage mit Batteriespeicher, eine Regenwasseraufbereitung und Trockentoilette.

Lützerath ist ein Ort zum aktiven Mitgestalten: „Wir möchten zum Mitmachen einladen und interessierten Menschen die Möglichkeit bieten, sich mit solchen Themen ganz praktisch zu beschäftigen. Dazu werden den ganzen Sommer über Workshops zu Themen rund um nachhaltiges Bauen stattfinden. Sozusagen die Bauwende zum Anfassen“, so Flinn. Baubeginn ist der 11. Juni, dann soll mit dem 100qm großen Fundament für das Gebäude begonnen werden.

über tausend Gäste beim Internationalistischen Jugendfestival in Lützerath

Im Schatten des völkerrechtswidrigen türkischen Angriffskrieges solidarisieren sich Klimagerechtigkeits-Aktivist:innen mit der kurdischen Freiheitsbewegung

Lützerath, Erkelenz, 28.05.2022

Wenige Meter von der Grubenkante des Tagebaus Garzweiler II entfernt haben die Initiativen Make Rojava Green Again & Lützerath Lebt das internationalistische Jugendfestival mit ca. 1.400 Gästen veranstaltet.

In Lützerath sind nicht nur Kriege um fossile Ressourcen Thema: Austausch über Selbstorganisation als verbindendes Element der verschiedenen Kämpfe findet ebenso statt, wie zahlreiche Musik-Aufführungen, Ausstellungen, Kinderbetreuung & -programm, sowie Graffiti- und Kletter-Workshops. Beim gemeinsamen Ringtanz zeigt sich, dass die Aktivist:innen auch außerhalb von politischen Diskussionen zueinander finden und ihre Bewegungen miteinander verbinden.

„Um die Ursachen der Klimakrise zu bekämpfen, müssen wir uns global vernetzen und Alternativen zum kapitalistischen Wirtschaftssystem aufbauen. Wir können eine gerechte Gesellschaft nur gemeinsam und selbstorganisiert schaffen, weil die Regierungen dabei kläglich versagen“ so Laura Fischer, von der Initiative Lützerath Lebt.

Auch Jugendorganisationen aus anderen Regionen der Welt stellen sich und ihre Arbeit in Redebeiträgen auf dem Festival vor: die baskische, tamilische, palästinensische und philippinische Jugend berichten von ihren jeweiligen Kämpfen und internationalistischen Perspektiven.

Aus aktuellem Anlass klagen die Aktivist:innen die fehlende Aufmerksamkeit für die Großinvasion der Türkei in Südkurdistan an: Im Schatten des Ukraine-Kriegs hat der türkische Präsident Erdoğan am 17. April begonnen, die Gebiete unter kurdischer Selbstverwaltung in Syrien und Irak anzugreifen. Bei der Großoffensive kommen chemische Waffen und Giftgas zum Einsatz, auch gegen Zivilist:innen.

Laura Fischer kritisiert dabei die widersprüchliche Position der Grünen: ,,Während sich Annalena Baerbock mit dem Label einer ‚feministischen Außenpolitik‘ schmückt, könnte die Realität nicht weiter davon entfernt sein. Anstatt die emanzipatorischen Kämpfe der Frauen in Kurdistan zu unterstützen, solidarisiert sich Deutschland mit dem faschistischen System der Türkei.“

In dem Kontext sei auch die Aufhebung des PKK-Verbots längst überfällig, so Ronja, von der Initiative Make Rojava Green Again: „Dass die PKK als Terrororganisation eingestuft wird, dient lediglich als Legitimation für Erdoğans Angriffskrieg. Legitim und gerecht wäre es, die basisdemokratische Selbstverwaltung zu unterstützen, die Frauenbefreiung und ökologische, bedarfsorientierte Wirtschaftsweisen umsetzt – das heißt ganz konkret, endlich die Kriminalisierung der PKK zu beenden und den Einmarsch der Türkei in Kurdistan zu stoppen!“

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Kontakt und weitere Informationen:

Pressekontakt Lützerath Lebt:
+49 1516 869 3053 & Mail: kontakt@luetzerathlebt.info

frei verwendbare Fotos des Jugendfestivals
HIER auf Flickr

Twitter von Lützerath Lebt: @LuetziBleibt

Twitter von Make Rojava Green Again: @GreenRojava

Website des internationalistischen Jugendfestivals: https://intjugendfestival.org

Website von Lützerath Lebt: https://luetzerathlebt.info

Website von Make Rojava Green Again: https://makerojavagreenagain.org

Essen, 18.05.2022: Am Donnerstag den 19.5.2022 um 12:00 steht die Robin Wood- Aktivistin Cécile Lecomte, auch als Bloggerin und Autorin unter dem Pseudonym ‘Eichhörnchen’ bekannt, vor dem Amtsgericht Essen. Ihr wird Widerstand gegen die Polizei und Körperverletzung bei einer Kletteraktion gegen die Jahreshauptversammlung von RWE 2017 vorgeworfen. Sie hingegen wirft der Polizei Essen vor, unrechtmäßig eingeschritten zu sein sowie unverhältnismäßige Gewalt angewendet zu haben.

Dazu schreibt die Angeklagte auf ihrem Blog: “Statt das brutale Vorgehen der Polizei zu verhandeln, wird nun gegen eine Aktivistin vorgegangen.”

Unterstützer*innen haben eine Mahnwache in der Zweigertstr. 52 in 45130 Essen vor dem Haupteingang des Amtsgerichts (Neubau) zwischen 11:00 und 14:00 Uhr angemeldet. Die Verhandlung findet im Saal N214 statt.

Die oft spektakulären Kletteraktionen von ‘Eichhörnchen’ haben seit 15 Jahren bundesweit viel Medienaufmerksamkeit auf sich gezogen. Wegen ihrer fortschreitenden Rheumaerkrankung benötigt die Aktivistin inzwischen einen Rollstuhl. Spektakuläre Aktionen lässt sie sich dennoch nicht nehmen. Sie bewegt sich am liebsten vertikal in Seilen kletternd, was ihre Gelenke besser schont, als Gehen. Die Diskriminierung durch die Polizei aufgrund ihrer Schwerbehinderung beschreibt die Aktivistin als besonders belastend.

“Es scheint für die Polizei Essen nicht vorstellbar zu sein, dass Menschen politisch aktiv sind und gleichzeitig auf Krücken gehen. Solche vorurteilsbehafteten, ableistischen Denkmuster führen zu unverhältnismäßiger Gewalt gegen behinderte Menschen.” so Lecomte.

‚Ableistisch‘ bedeutet diskriminierend gegen behinderte Personen.
Tatsächlich haben behinderte Menschen ein erhöhtes Risiko von (Polizei)Gewalt betroffen zu sein. Das zeigen nicht zuletzt die Fälle von Neukirchen Vluyn und auch von Mannheim wo behinderte Menschen bei Polizeieinsätzen ums Leben kamen.

Kontakt:

Mail: info@eichhoernchen.fr
Twitter: @HoernchenCecile
Website: http://eichhoernchen.ouvaton.org/
Blog: https://blog.eichhoernchen.fr/post/prozess-gegen-umweltaktivistin-nach-ableistischer-nrwe-polizeigewalt/#more-7040

Berlin, Deutschland und Puebla, Mexiko 18. April 2022

Gemeinsame Proteste gegen Umweltzerstörung in Deutschland, Mexiko und zahlreichen weiteren Ländern: Internationalen Tage erfolgreich beendet

Im Rahmen der Internationalen Tage der Karawane für das Wasser und das Leben, die Orte des mehrheitlich indigenen Widerstands in Mexiko besucht, fanden vom 14.04. bis zum 18.04 zahlreiche Aktionen und Veranstaltungen statt. Die Umweltschützer:innen nahmen vor allem multinationale Unternehmen ins Visier, die lokal zum Beispiel durch die Extraktion von Wasser und global durch das Anheizen der Klimakrise Lebensgrundlagen zerstören. Höhepunkt der Mobilisierung bildete eine mehrstündige virtuelle Demonstration mit der Teilnahme von 14 organisierten Widerständen aus sechs Ländern.

„Die Internationalen Tage waren ein großer Erfolg.“ so die Pressesprecherin von Lützerath Lebt, Lakshmi Thevasagayam, die die Internationalen Tage mit koordiniert hat. „ Wir haben die internationale Sichtbarkeit der Kämpfe hier vor Ort in Mexiko aber auch in anderen Ländern wie Deutschland gestärkt und uns als eine gemeinsame Bewegung verbunden. Denn eins ist klar: Die Umweltzerstörung in Mexiko geht uns alle an, denn es sind vor allem ausländische Großkonzerne, die hier alles Leben zerstören.“

„Obwohl wir an vielen Orten der Welt leben und kämpfen, begegnet uns überall das selbe Problem: Profit ist wichtiger als Menschen. Deswegen wird unserer Wasser gestohlen, unsere Gemeinden vertrieben, unsere Erde zerstört und unser Klima angeheizt. Deswegen werden wir ausgebeutet und müssen vergiftete Luft atmen.“ so Marina von der Initiative Pueblos Unidos de Cholulteca.

Am Donnerstag den 14.04. fand eine direkte Aktion gegen das Berliner Büro des Autokonzerns Volkswagen statt. Gemeinsam mit Aktivist:innen der Organisation Red de Futuros Indígenas aus Puebla, Mexiko wurde der Eingang des Gebäudes blockiert. Zugleich gab es eine Diskussionsveranstaltung zwischen deutschen Automobilindustrie Gegner:innen, wie zum Beispiel der Mobilitätswendeinitiative Sand im Getriebe die live und mit Übersetzung online übertragen wurde. Volkswagen hat in Puebla schon seit 1964 einen Standort, der durch die Übernutzung von Grundwasservorkommen und die Manipulation von Niederschlag in der Kritik steht, die Lebensgrundlage der lokalen Landbevölkerung zu gefährden.

Vor der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Mexiko Stadt kam es am 15.04. zu einer friedlichen Straßenblockade und einer Kundgebung. 60 Aktivist:innen forderten zum einen den Erhalt des Braunkohledorfes Lützerath, zum anderen, dass deutsche Großunternehmen Mexiko verlassen. „Länder wie Deutschland sind Verursacher der Klimakrise. Mit dem gerichtlich beschlossenen Abriss von Lützerath und dem weiteren Verfeuern von Braunkohle wird so auch unser aller Leben hier in Mexiko bedroht. Konzerne wie Volkswagen verschärfen die Situation noch, indem sie unseren Feldern, Brunnen und Flüssen das Wasser entziehen. Besonders den Indigenen Bevölkerungen fehlt das Wasser zum Leben, weil die Firmen es benutzen, um immer mehr Autos zu bauen.“ begründete Maria von der Karawane für das Wasser und das Leben die Aktion.

Zudem gab es zahlreiche weitere virtuelle und hybride Informationsveranstaltungen zu Großprojekten wie dem sogenannten Tren Maya, einer Zugstrecke im Osten Mexikos, die für die Verletzung Indigener Rechte, Umweltzerstörung und Militarisierung der Zone in der Kritik steht. Ähnlich umstritten ist der Corredor Interocéanico als großangelegtes Industrialisierungsprojekt durch Indigene Territorien. An diesen Projekten, die das Leben der lokalen Bevölkerung bedrohen, sind viele europäische Konzerne beteiligt, wie zum Beispiel die Deutsche Bahn.

Seit dem 22.3. hat sich in Mexiko die ‚Karawane für das Wasser und das Leben. Vereinigte Völker gegen die kapitalistische Enteignung‘ als Protestzug zu den Orten des Widerstandes gegen kapitalistische Ausbeutung und Zerstörung auf den Weg gemacht. Einen Monat lang lenkt sie die Aufmerksamkeit auf verschiedene Organisationen und Kollektive, die für den Schutz des Wassers und das Recht auf Leben kämpfen.

Letzter Grundeigentümer Lützeraths gibt Verkauf seines Hofs bekannt – „Mein Zuhause ist kein Spielball für Gerichte und Politik“

Erkelenz, 04.04.2022. Der letzte Grundeigentümer von Lützerath, Eckardt Heukamp, hat seinen Hof an den Braunkohlekonzern RWE verkauft. Er muss nun im September sein Zuhause verlassen, welches RWE für die Braunkohle abbaggern will. Nachdem er sich jahrelang weigerte, an die Aktiengesellschaft zu verkaufen, verlor Heukamp letzte Woche vor Gericht gegen RWE. Ab diesem Moment gingen seine Grundstücke rechtlich an den Konzern über. Angesichts dieser Situation entschied sich Heukamp schweren Herzens zum Verkauf.

„Mein Zuhause ist kein Spielball für Gerichte und Politik, die sich aus der Verantwortung für Klimaschutz ziehen wollen. Nach 10 Jahren im Konflikt mit den Profitinteressen von RWE brauche ich eine Verschnaufpause. Wir sehen uns trotzdem auf der Demo am 23.4.!“ erklärt Eckardt Heukamp zu seiner Entscheidung.

Der Koalitionsvertrag der Bundesregierung hatte die Entscheidung über den Erhalt von Lützerath an die Justiz übergeben. Das Oberverwaltungsgericht Münster verwies jedoch in seinem Urteil auf die fehlende gesetzliche Grundlage für eine Entscheidung im Sinne des Klimaschutzes.

Die im Dorf lebenden Aktivist*innen der Initiative Lützerath Lebt! und das Bündnis Alle Dörfer Bleiben zeigen Verständnis für Heukamps Entscheidung und kündigen weiteren Protest für Klimagerechtigkeit an. Gemeinsam mit Fridays for Future und Ende Gelände rufen Lützerath Lebt! und Alle Dörfer Bleiben am 23.04. zu einer Großdemonstration in Lützerath auf. Am nächsten Wochenende findet in dem Ort außerdem ein Frühlingsfest statt.

„Wir müssen endlich Menschen über Profite stellen. Hier passiert das Gegenteil. Denn nicht nur Eckardt Heukamp leidet unter RWE, sondern auch Menschen, die zum Beispiel die aktuelle Dürre und Hitzewelle in Mexiko durchstehen müssen. Gegen die Klimakrise und dieses System werden wir hier weiter Widerstand leisten“, sagt Florian Özcan, Sprecher der Initiative Lützerath Lebt!.

„Der psychische Druck, den RWE auf Umsiedler ausübt, ist absolut unmenschlich“, so David Dresen aus Kuckum. „Das Dorf wird immer leerer, die Gebeine der Toten werden aus dem Friedhof geholt, Tag und Nacht graben die Bagger auf dein Zuhause zu, dauernd ruft der Konzern bei dir an… und wenn du nicht spurst, wie RWE es will, dann heißt es ganz schnell: Entweder ihr nehmt dieses Angebot jetzt an oder ihr könnt gucken, wo ihr bleibt. Wir sind beeindruckt, wie lange und mutig Eckardt Heukamp diesem Druck standgehalten hat.“

 

Bewohner*innen kündigen nach Gerichtsbeschluss an, den drohenden Abriss Lützeraths zu verhindern +++ Großdemonstration wird vorbereitet

Lützerath, 28.03.2022. Nachdem das Oberverwaltungsgericht Münster dem Abriss des Dorfes Lützerath im Sinne des Kohlekonzerns RWE heute den Weg ebnete, erklärte die Initiative Lützerath Lebt!, dagegen Widerstand vorzubereiten. Ab sofort darf RWE rein rechtlich mit polizeilicher Unterstützung das gesamte Dorf räumen, Gebäude abreißen und mit einer möglichen Sondergenehmigung auch Bäume roden. Klimaschützer*innen kündigten an, sich in selbstgebauten Hütten auf den Wiesen, in Baumhäusern und auf Hausdächern gemeinsam mit den Dorfbewohner*innen den Rodungsmaschinen und Bulldozern in den Weg zu stellen. Die Gruppe erwartet außerdem tausende Unterstützer*innen zu einer Großdemonstration mit Fridays for Future, Ende Gelände und Alle Dörfer Bleiben am 23.04.2022 für den Stopp des klimaschädlichen Braunkohletagebaus vor Lützerath.

„Angesichts der zahlreichen Krisen weltweit, die mit der Klimakatastrophe zusammenhängen, ist mehr Braunkohleförderung alles andere als die logische Konsequenz, denn die Klimakrise ist schon jetzt Grund für Flucht und Konflikte um knappes Wasser. Nur eine Drosselung des Energieverbrauchs der Industrie kann uns aus dieser Situation helfen. In Solidarität mit den Betroffenen der Klimakatastrophe werden wir hier nicht freiwillig gehen“, erklärt Julia Riedel, Sprecherin der Initiative Lützerath Lebt!.

Die Initiative Lützerath Lebt! gründeten Aktivist*innen bereits 2020 im Dorf Lützerath gemeinsam mit Anwohnenden. Als Teil der globalen Bewegung für Klimagerechtigkeit wollen sie nicht bloß Klimazerstörung beenden, sondern auch für einen gerechten Umgang mit den vorhandenen und kommenden Klimakatastrophen eintreten. So sollen Betroffene, von denen viele in ökonomisch schwachen Ländern leben, nicht weiter den Preis für europäische Energiepolitik zahlen.

“Es ist ein Verbrechen, dass mitten in der Klimakrise in einem der Länder, die am meisten zu dieser Krise beigetragen haben, immer noch Kohle gefördert wird. Doch dieses Verbrechen wurde vor Gericht nicht verhandelt. Wir müssen die Sicherung unserer Lebensgrundlage also selbst in die Hand nehmen. Dass Lützerath und die anderen Dörfer um Garzweiler überhaupt noch stehen, ist ein Sieg unserer Bewegung.“, befindet Tomke Belitz, Sprecherin der Initiative.

Mit dem Februar endete auch in Lützerath die Rodungssaison. Seitdem dürfen bundesweit bis zum nächsten Oktober keine Bäume mehr ohne Sondergenehmigung gefällt werden. Ob der Vogel- und Naturschutz vor den Interessen von RWE fällt, ist in Lützerath daher eine relevante Frage. Baumhäuser könnten solange als Hindernis gegen die Ausweitung des Tagebaus eingesetzt werden, wie Bäume im Dorf stehen bleiben.

Banner im Frankfurter Hauptbahnhof: Klimabewegung klagt Danone für Wasserraub an
 
Frankfurt, 1.3.2022 Am Dienstagnachmittag erkletterten Aktivistinnen aus dem Klimadorf Lützerath die Haupthalle des Frankfurter Hauptbahnhofs, um ein neun Meter langes Transparent gegen das Unternehmen Danone ins Dach zu hängen. Zeitgleich zog eine Demonstration mit 35 Teilnehmenden vom mexikanischen Konsulat zum Hauptsitz von Danones Geschäft mit dem Wasser am Bahnhof. Die Gruppen werfen der Firma gemeinsam mit den „Pueblos Unidos de Cholulteca“ in Mexiko vor, die Wasserreservoire der dortigen Bevölkerung komplett auszubeuten. 
 
„Gestern berichtete der Weltklimarat: Dürren bedrohen schon jetzt das Leben von Milliarden Menschen. Trotzdem stiehlt Danone in Mexiko knappes Trinkwasser für private Gewinne. In der selben kolonialen Weise verlieren seit 500 Jahren Menschen ihre Lebensgrundlage. Wir stellen uns hinter die Forderung unserer Verbündeten in Mexiko: Das Wasser ist für alle da!“ erklärt Florian Özcan, Sprecher der Aktivist:innen von Lützerath Lebt!.
 
Angelpunkt des Konflikts in Puebla ist eine Abfüllanlage von Danone. Nach Angaben der indigenen Gemeinschaften und Landbevölkerung im Umkreis entzieht sie der Umgebung so viel Wasser, dass ihre Brunnen austrockneten. Deshalb stoppten indigene Nahua und andere Anwohnende im März 2021 dort eigenhändig die Produktion von abgefülltem Wasser und Limonade. Die Bedingungen für die Landwirtschaft erholten sich etwas. Im August verwandelten sie die Fabrik in das bunte Gemeinschaftshaus „Altepelmecalli“, nahuatl für „Haus der Völker“. Es wurde Ausgangsort für Projekte zu Gesundheit, Frauenorganisation und landwirtschaftlichen Kooperativen. Am 15. Februar schritt die Regierung ein und ließ die Fabrik räumen, um Danone die Wiederaufnahme der Produktion zu ermöglichen.
 
Danone wirbt für sich als grünes Unternehmen und erklärt auf seiner Website sozial und ökologisch zu produzieren. Während in Europa vegane Produkte wie Alpro Joghurt verkauft werden, steht das Unternehmen immer wieder in der Kritik von Umweltverbänden wie zum Beispiel der deutschen Umwelthilfe.
 
„In Lützerath kämpfen wir gegen RWEs Kohleabbau, unsere Geschwister in Mexiko gegen Danones Wasserausbeutung. Hier wird wieder einmal klar, wer unsere Gegner im Kampf gegen die Klimakatastrophe sind, die Wasser zu einem raren Gut macht: Kapitalistische Konzerne feuern nicht nur die Klimakrise an, sie machen auch noch Profit aus den Folgen davon, wie der Dürre. Die Ärmsten sind diejenigen, die sich das Danone-Wasser nicht mehr leisten können obwohl sie direkt an der Quelle wohnen.“, so Lakshmi Thevasagayam, Sprecherin der Aktion und von Lützerath Lebt!.
 
In Lützerath, einem von Kohleabbau bedrohten Dorf im Rheinland blockieren um die hundert Personen seit über einem Jahr den Abriss von Häusern und Bäumen. So wollen sie verhindern, dass Millionen Tonnen CO2 die Klimakatastrophe weiter anheizen. Derzeit soll ein Gericht über die Enteignung des letzten Grundeigentümers im Dorf entscheiden. Doch die Aktivist:innen von Lützerath Lebt! haben bereits angekündigt, dass sie das Dorf nicht freiwillig verlassen.
 

 

 
Kontakt:
 
 
Lakshmi Thevasagayam: 0151 68693053
Twitter: @LuetziBleibt
Instagram: @luetzibleibt
 
Fotos zur freien Verwendung: https://sync.luckycloud.de/d/8347a5633a47483b9785/
 
 

Lützerath, 24.02.2022. Am Morgen hat die von RWE engagierte Sicherheitsfirma einzelne Aktivist*innen festgesetzt, die im Tagebauvorfeld versuchten, einen Bagger zu stoppen. In Folge dessen ist die Situation nun eskaliert. Die Sicherheitsfirma verständigte bereits nach kurzer Zeit die Polizei, die daraufhin das Dorf betrat und die Aktivist*innen mit Pfefferspray und physischer Gewalt zurückdrängte. Zu diesem Zeitpunkt kommen weitere Einheiten nach Lützerath.

Von der Polizei gehen klar Agressionen aus. Es ist zu gewaltsamen Festnahmen und Repressionen gekommen. Das Aufgebot, das hier in Stellung gebrach wird, ist der Situation nicht angemessen. Unser Protest hier vor Ort ist weiterhin legitim. Die Gesellschaft ist auf unserer Seite. Das Vorgehen der Polizei zeigt aber, wie weiterhin versucht wird, unseren Widerstand zu eskalieren und zu kriminalisieren,“ so Johanna Müller, Pressesprecherin der Initiative LützerathLebt.

Kontakt:

Handy:+49 1516 869 3053

Mail: kontakt@luetzerathlebt.info

Twitter: https://twitter.com/LuetziBleibt

Ausstellung in Lützerath zu migrantischem Widerstand anlässlich des Jahrestags von Hanau

Lützerath, 18. Februar. In dem wiederbelebten Dorf wird ab dem 20. Februar die Wandzeitung „Migrantischer Widerstand im Hamburg der 90er“ ausgestellt und in den nächsten Wochen zu sehen sein. Der Soziologe und Aktivist Gürsel Yildirim besitzt ein großes unveröffentlichtes Archiv selbstorganisierten, antifaschistischen Widerstandes von Migrant*innen und Geflüchteten in Hamburg und darüber hinaus. In der Ausstellung werden auf 12 großen Wandbildern Fotos, Flugblätter, Plakate und viele weitere Dokumente daraus gezeigt und eingeordnet.

Am Samstag, den 26.02 um 15:00 findet eine Veranstaltung mit Gürsel Yildirim statt, bei der er über weitere Hintergründe der Plakate sprechen wird und dabei auch Bezüge zu aktuellen Kämpfen herstellt.

Die einzelnen Plakate der Wandzeitung sind:

  • Antirassismus im Stadion des FC St. Pauli 1991
  • Migrantische Zeitschriften in den 1990er Jahre
  • Die Proteste von Geflüchteten in Norderstedt 1991/1992
  • Die Proteste von Geflüchteten in Neuengamme 1993
  • Die Proteste nach den rassistischen Brandanschlägen von Mölln 1992
  • Die Proteste nach dem rassistischen Brandanschlag von Solingen 1993
  • Die Proteste migrantischer Jugendlicher 1992 – 1994
  • Der Widerstand in der Tradition von Antifa Gençlik Berlin 1994
  • Die Proteste nach dem rassistischen Brandanschlag in Lübeck 1996
  • Die Geschichte der Initiativen zur Umbenennung von Plätzen und Straßen im Gedenken an Opfer rassistischer Gewalt seit den 1990er Jahren in Hamburg
In seinem Editorial schreibt Gürsel Yildirim:

„In diesen frühen Jahren des wiedervereinigten Deutschlands nahmen rassistische Gewalt und völkische Hetze derart erschreckende Ausmaße an, dass eine neue Stufe selbstorganisierten Widerstands notwendig wurde. Dieser wurde ab Mitte der 1990er Jahre wieder schwächer.

Nach der Selbstenttarnung des NSU 2011 und vor allem als Reaktion auf das Massaker in Hanau vom 19. Februar 2020 ist eine neue Generation von antirassistischen Aktivist*innen dabei, sich gegen die vielfältigen Rassismen und den neuen Faschismus der Gegenwart zu formieren.

Mit dieser Wandzeitung möchten wir einen kleinen Beitrag dazu leisten, dass der selbstorganisierte Widerstand gegen die völkische Bewegung noch stärker wird und diese mit anderen emanzipatorischen Bewegungen zu einer gerechten und solidarischen Gesellschaft führt. Die Wandzeitung verstehen wir als einen winzigen Schritt in diese Richtung.“

Die Wandzeitung ist in Kooperation mit Internationale Kunstfabrik Kampnagel entstanden und wurde von der Freien Hansestadt Hamburg im Rahmen der Initiative STADT MIT COURAGE gefördert.

Bei Rückfragen:

„X für Lützi“ – Aktionstag für Lützerath in 40 Städten – Alle Wohnhäuser Lützeraths sind nun bewohnt

Lützerath, 08.01.2022. Hunderte Menschen haben heute in über 40 Städten Aktionen durchgeführt und gelbe „X“ für Lützerath aufgestellt – das Symbol des Braunkohlewiderstands. Die beteiligten Aktiven der Gruppen Fridays For Future, Lützerath Lebt!, Alle Dörfer Bleiben, Ende Gelände und Greenpeace erklärten damit symbolisch ihren Protest gegen eine potenzielle Zerstörung des Ortes und ihre Unterstützung des Widerstandes vor Ort. In Lützerath wurde ein sieben Meter großes gelbes X in einem Online-Livestream aufgestellt, der auch Beiträge aus den Städten zeigte. Zum Event im bedrohten Dorf kamen auch Luisa Neubauer und Vladimir Slivyak, russischer Umweltaktivist und Träger des alternativen Nobelpreises.

„In Lützerath zeigt sich, ob die 1,5 Grad Grenze ernst genommen wird oder ob weiterhin die Interessen eines Großkonzerns über unsere Existenzgrundlagen gestellt werden. Dass diese Entscheidung erneut durch ein Gericht getroffen werden muss und sich die neue Bundesregierung nicht bereits im Koalitionsvertrag zum Erhalt von Lützerath bekannt hat, zeigt uns mit welcher Verantwortungslosigkeit weiterhin in der deutschen Klimapolitik gehandelt wird.“, so Christina Schliesky, eine Sprecherin von Fridays for Future.


Zudem hat die Initiative Lützerath lebt ein Haus wiederbelebt. Eine friedlichen Menschenmenge drang in den Hof ein, der bereits im Besitz von RWE ist, und durch den Energiekonzern bald abgerissen werden soll. Dort befestigten sie Transparente an der Fassade und stiegen auf das Dach. Somit sind alle Wohnhäuser in Lützerath von Klimaaktivist:innen bewohnt, die ankündigen, die Häuser gegen den Abriss für die klimaschädliche Braunkohle zu verteidigen.

Lakshmi Thevasagayam von der Inititative Lützerath Lebt! erklärte: „Damit dass wir heute in Lützerath ein weiteres Haus belebt haben, wollen wir nicht nur Kohle blockieren sondern uns aktiv mit Kämpfen im Globalen Süden für Klimagerechtigkeit solidarisieren. Das heißt auch, dass wir uns vor Augen halten müssen, was uns in diese Klimakatastrophe gebracht hat: Kapitalistische Ausbeutung, vor allem im Globalen Süden. Dort sind die Menschen, die am meisten unter dieser Katastrophe leiden, während der Globale Norden der Nutznießer und Hauptverursacher bleibt.“


„Der Erhalt von Lützerath ist in erster Linie eine politische Frage, für die sich die Landesregierung von NRW und die Bundesregierung verantworten müssen. Beide haben sich dazu verpflichtet, die Klimaziele einzuhalten. Das geht nur, wenn das Dorf erhalten bleibt. Die Entscheidung auf Gerichte abzuwälzen, ist einfach nur feige und verantwortungslos.“, sagte Alexandra Brüne von Alle Dörfer bleiben.

„Die Klimakrise ist weit voran geschritten. Selbst wenn wir sofort aus der Kohle aussteigen, sind wir spät dran. Allein der Gedanke Lützerath noch abzubaggern, ist eine Beleidigung gegenüber allen, die schon jetzt mit den Folgen der Klimakrise zu kämpfen haben. Deswegen verteidigen wir Lützerath mit unseren Körpern.“, erklärt Dina Hamid, Pressesprecherin von Ende Gelände.


Und Bastian Neuwirth, Greenpeace-Klimaexperte, forderte: „Die Ampel und die Landesregierung NRW dürfen sich nicht vor ihrer klimapolitischen Verantwortung wegducken und das Schicksal von Lützerath den Gerichten überlassen. Nur wenn die Millionen Tonnen Braunkohle unter Lützerath im Boden bleiben, lassen sich die Pariser Klimaziele für Deutschland erreichen. Die neue Bundesregierung muss jetzt Tempo machen, um Deutschlands Rückstand beim Klimaschutz aufzuholen.”

Sollte das Urteil des Oberverwaltungsgerichts gegen den Erhalt Lützeraths fallen, rufen Fridays For Future und Lützerath Lebt! zu einer Großdemonstration in Lützerath am darauf folgenden Samstag auf. Den dann drohenden Abriss des Dorfs wollen Aktivist*innen von Lützerath Lebt! und Ende Gelände blockieren.

#XfürLützi – Aktionstag für Lützerath in 26 Städten am 08.01.2022

Presseverteter*innen sind in Lützerath ab 14:00 herzlich eingeladen.

Lützerath, 06.01.2022 Am Samstag werden hunderte Personen in 26 Städten gelbe „X“ für Lützerath aufstellen. Die beteiligten Aktiven der Gruppen Fridays For Future, Lützerath Lebt!, Alle Dörfer Bleiben, Ende Gelände und Greenpeace erklären damit symbolisch, das Dorf gegen den Kohlekonzern RWE im Fall einer Räumung zu verteidigen. In Lützerath soll ein sieben Meter großes gelbes X in einem Online-Livestream aufgestellt werden.

„Die Klimakrise ist weit voran geschritten. Selbst wenn wir sofort aus der Kohle aussteigen, sind wir spät dran. Allein der Gedanke Lützerath noch abzubaggern, ist eine Beleidigung gegenüber allen, die schon jetzt mit den Folgen der Klimakrise zu kämpfen haben. Deswegen verteidigen wir Lützerath mit unseren Körpern.“ erklärt Dina Hamid, Pressesprecherin von Ende Gelände.

Im Protestcamp in Lützerath auf dem Grundstück des letzten Hauseigentümers Eckardt Heukamp bereiten sich aktuell rund hundert Aktivist*innen darauf vor, den möglichen Abriss des Dorf zu blockieren. Gegen die vorläufige Enteignung Heukamps läuft derzeit noch eine Klage vor dem Oberverwaltungsgericht Münster. Das Dorf ist in der Zwischenzeit Kristallisationspunkt der deutschen Klimabewegung geworden. Auch, weil sein Abriss nach einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung nicht mit der Einhaltung des Pariser Klimaabkommens vereinbar wäre, dem die Bundesregierung sich verpflichtet hat.

Lakshmi Thevasagayam von der Inititative Lützerath Lebt! erklärt: „In Lützerath wollen wir nicht nur Kohle blockieren sondern uns aktiv mit Kämpfen im Globalen Süden für Klimagerechtigkeit solidarisieren. Das heißt auch, dass wir uns vor Augen halten müssen, was uns in diese Klimakatastrophe gebracht hat: Kapitalistische Ausbeutung, vor allem im Globalen Süden. Dort sind die Menschen, die am meisten unter dieser Katastrophe leiden, während der Globale Norden der Nutznießer und Hauptverursacher bleibt.“

Sollte das Urteil des Oberverwaltungsgerichts gegen den Erhalt Lützeraths fallen, rufen Fridays For Future und Lützerath Lebt! zu einer Demonstration in Lützerath am darauf folgenden Samstag auf. Den dann drohenden Abriss des Dorfs wollen die Aktivist*innen in Lützerath mit zivilem Ungehorsam verhindern.

Aktivist*innen beleben zwei weitere Häuser in Lützerath
 
Seit Mittwoch haben Aktivist*innen in dem von Braunkohleabbau bedrohten Dorf Lützerath zwei leerstehende Häuser bezogen. Sie kündigten an, dort zu bleiben bis fest stehe, dass das Dorf erhalten bleibe. Die Häuser befanden sich seit der Zwangsumsiedlung der Bewohner*innen in RWE-Besitz.
 
„Wir leben auch jetzt in den Wintermonaten in Zelten und Baumhäusern hier und obwohl es immer kälter wird, werden wir immer mehr. Dass wir uns hier die Füße abfrieren, während nebenan Häuser leer stehen, zeigt die Absurdität des Kapitalismus. Ressourcen werden nicht zur Bedürfnisbefriedigung genutzt, sondern für Profit. Wir sind für eine klimagerechte Welt, die sich nicht an Profit orientiert. Dafür muss die Kohle hier im Boden bleiben“, erklärt Florian Özcan, Sprecher der Initiative Lützerath Lebt.
 
Bereits nach der Demonstration in Lützerath mit ca. 5000 Teilnehmenden am vergangenen Sonntag beendeten die Sicherheitskräfte von RWE ihre Wache vor den Grundstücken, die sich im Besitz des Konzerns befinden. Daraufhin suchten Menschen im ersten Haus Zuflucht. Am Mittwoch folgte dann der Einzug in das zweite Haus.
 
„Ministerpräsident Wüst hat vom Erhalt von fünf Weilern gesprochen. Aber es ist Wahnsinn mitten in der Klimakatastrophe noch weiter Kohle zu fördern: Lützerath muss auch bleiben! Deswegen schützen wir jetzt noch mehr Häuser vor dem Abriss. Wir schulden den Menschen, denen wir die Klimakatastrophe an den Hals gewirtschaftet haben den sofortigen Kohleausstieg.“ konstatiert Aktivistin „Indigo“.

 

Neben der Nutzung als warmen Schlafplatz haben die neuen Lützerather*innen viele Ideen, was in den neuen Räumlichkeiten geschehen soll, die von Reparaturwerkstätten über Konzerträume bis zu einem Pfannkuchenhaus reichen. Entschieden wird das gemeinsam mit allen.
 
Das Protestcamp befindet sich auf den Flächen Eckardt Heukamps derzeit legal, wozu allerdings nicht die neu erschlossenen Häuser im Dorf zählen. Alle Menschen sind eingeladen, den Widerstand vor Ort zu unterstützen und für einen Kaffee oder vielleicht auch einen Pfannkuchen vorbeizukommen. 
 
Seit über einem Jahr ist das Dorf bunt belebt von einer dauerhaft besetzten Mahnwache , Wohngemeinschaften und einem Protestcamp. Die neuen Bewohner*innen kamen zur Unterstützung Eckardt Heukamps in seinem Kampf gegen den klimaschädlichen Braunkohleabbau.
 
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+++Weiterer Aufschub sorgt für Freude in Lützerath +++

20.12.2021, Lützerath. Auf dem Grundstück des Landwirts Eckardt Heukamp konnten die Bewohner*innen Lützeraths vorläufig aufatmen. Das Oberverwaltungsgericht Münster kündigt heute an, erst nach dem 07.01.2022 eine Entscheidung über die vorgezogene Inbesitznahme von Heukamps Flächen für die Ausweitung des Kohletagesbaus zu fällen. Zusätzlich verpfichtet das Gericht den Energiekonzern RWE dazu, die Zerstörung der Hütten und Baumhäuser auf Heukamps Grundstück bis zur juristischen Entscheidung zu unterlassen. Über diesen erneuten Erfolg und die gewonnene Zeit freuen sich viele Klima-Aktivist*innen im Dorf. Wann das Urteil fallen soll, ist allerdings nicht bekannt. Weiterhin abrissbedroht sind außerdem die Teile Lützeraths, die sich bereits in RWEs Besitz befinden.

Vertreter*innen der Klimagerechtigkeitsbewegung campen seit über einem Jahr im Weiler Lützerath, um den Abriss des Dorfs für die klimaschädliche Braunkohleverstromung zu verhindern.“Der Aufschub zeigt, wie viel der Widerstand hier vor Ort erreicht hat und noch erreichen kann. Dieser Teilerfolg gibt uns Kraft und Motivation, weiter für eine lebenswerte Zukunft und gegen die Ausbeutung von Mensch und Natur zu kämpfen.“, so Karla, eine der Aktivist*innen.

Seit einigen Monaten schon wehrt sich Heukamp gerichtlich gegen seine von RWE einkalkulierte Enteignung. Bis zum heute angeordneten Aufschub hatte der Energiekonzern es sich vorbehalten, ab dem 07. Januar 2022 mit der Räumung eines entstandenen Protestcamps, sowie den Rodungs- und Abrissarbeiten der Bäume und Häuser auf Heukamps Grundstücken zu beginnen – wenn nötig auch ohne ein abschließendes Urteil. Mit dem vorläufigen Verbot durch die zweite Instanz verschiebt sich die juristische Klärung des Konfliktes auf unbestimmte Zeit. Das Gericht begründete die Maßnahme damit, dass es angesichts der Komplexität des Falles mehr Zeit benötige, um zu einem Urteil zu kommen.

“Der Fall ist so komplex, weil wir als Bewegung für gerechten Klimaschutz legitim fordern: In Deutschland sollen Unternehmen nicht weiter die Klimakatastrophe anheizen! Sie kostet jetzt schon viele Menschenleben. Am Ende wird es uns alle treffen, doch in diesem Wirtschaftssystem ist nahegelegt weiter zu zerstören. Diese zerstörerischen wirtschaftlichen Grundbedingungen setzt das Gericht voraus und wägt deshalb die Interessen von RWE mit dem Überleben von Menschen ab.”, so Florian Özcan, Sprecher der Initiative ‘Lützerath lebt’.

RWE verschob vergangene Woche bereits die Grenzen des Tagebauvorfelds um mehrere hundert Meter, indem es große Landstriche mit einem Erdwall umschloss. Die Aktivist*innen kündigten an, Lützerath zu verteidigen, sollte RWE hier schon früher zu Rodungs- oder Abrissarbeiten ansetzen. Eine mögliche gerichtliche Niederlage Heukamps wollen sie nicht akzeptieren.

“Die Kohle unter Lützerath muss im Boden bleiben, denn sie befeuert die Klimakatastrophe unter der jetzt schon unzählige Menschen leiden. Gerade Menschen auf der Welt, die am meisten betroffen sind, kämpfen schon lange für Veränderung- und bislang werden sie hier ignoriert, wo am meisten Treibhausgase emitiert wurden. Das wollen wir ändern und als Teil ihrer Bewegung Lützerath unräumbar machen. Hier geht es nicht nur um Eckardts Enteignung, sondern um ein gutes Leben für alle. Dabei werden wir uns nicht auf die Gerichte oder Politik verlassen“, erklärt Jorges, der bereits seit 8 Monaten im Dorf lebt.

Pressestatement zum Koalitionsvertrag: Jetzt schon versagt
 
Erkelenz. Die Verteidiger_innen des Dorfs Lützerath kündigen an, die Verantwortung für gerechten Klimaschutz nicht der neuen Bundesregierung überlassen zu können. Nach dem Koalitionsvertrag planen SPD, FDP und Grüne, nicht die  1,5 Grad Grenze einzuhalten, obwohl Deutschland dieser für das Pariser Klimaabkommen zugestimmt hatte. Dadurch, dass nicht festgelegt ist, dass die Bagger vor Lützerath stoppen, wird die 1,5 Grad Grenze überschritten und die Klimakatastrophe, die schon heute täglich Menschenleben kostet, weiter befeuert.
„Idealerweise“ noch neun weitere Jahre Kohle zu verfeuern ist, in Anbetracht der drastischen Folgen die bereits 1,2 Grad globale Erwärmung haben und der historischen Schuld Deutschlands an der Klimazerstörung, unverantwortbar.
  
 
“Die neue Bundesregierung schließt von vorne herein aus, das selbstgesteckte 1,5 Grad Limit überhaupt einhalten zu können- das ist einfach nur peinlich. Schon jetzt starben Menschen in Ahrweiler oder auf Madagaskar an den Folgen der Klimakatastrophe. Sie ist in vollem Gang. Die neue Regierung verkauft uns, bis 2030 weiter Kohle zu verbrennen, sei Klimaschutz. Sagt mal: Geht’s noch?” ruft Salome Dorfer, Sprecherin der Initiative “Lützerath Lebt” empört.
 
Dennoch veranstalten die Aktivist_innen eine kleine Feier für ihren Kampf zum Erhalt der geretteten Dörfer Keyenberg, Kuckum, Oberwestrich, Unterwestrich und Berverath. Sie sollen laut dem Koalitionsvertrag nicht mehr abgerissen werden. Über ein Jahr lang stemmten Menschen der Klimagerechtigkeitsbewegung gemeinsam mit lokalen Initiativen Camps, Blockaden, Demos und Festivals. Das scheint sich ausgezahlt zu haben. 
 
“Wir haben mit unseren Freunden und Freundinnen von ‘Alle Dörfer Bleiben’ und ‘Kirche im Dorf lassen’ für die Rettung ihres Zuhauses gekämpft. Zu Beginn hat kaum jemand gewagt, sich zuversichtlich zu geben. Jetzt haben wir den Erhalt der fünf Dörfer gemeinsam geschafft. Das bestärkt uns darin, dass Widerstand sich lohnt und wir zusammen viel stärker sind als allein. Gleichzeitig sind Lützerath und das globale Klima noch längst nicht gerettet. Wir werden hier die Zerstörung des Klimas durch RWE für kapitalistische Profite blockieren. Ermutigt von den vielen Kämpfen für Klimagerechtigkeit im Globalen Süden werden wir unsere Lebensgrundlage verteidigen”, verspricht Florian Özcan, Sprecher der Aktivist_innen im Camp in Lützerath.
 
Ob eine Blockade noch nötig wird, entscheidet wohl das Oberverwaltungsgericht Münster. Dort hat der letzte alteingesessene Lützerather, Eckardt Heukamp, Widerspruch gegen seine vorzeitige Enteignung eingelegt. RWE sagte zu, die Flächen mit seinem Haus und dem Camp mit über 100 Aktivist_innen nicht anzutasten, bis das Urteil gefällt sei. Andere Flächen sind davon zwar ausgenommen, bislang geht der Kohlekonzern allerdings auch hier nicht in die Offensive. In der Zwischenzeit werkeln die neuen Bewohner_innen an neuen Hütten und Baumhäusern. Außerdem zogen einige Anfang November in zwei leerstehende Häuser aus RWE-Besitz ein, deren vorige Bewohner_innen vom Konzern umgesiedelt worden waren. Auch gegen die geplante Entweihung aller Kirchen in den nun geretteten Dörfern am Sonntag werde Protest organisiert. Diese gehören bereits RWE. Eine Entweihung würde den nun geretteten Dörfern ihren Lebensmittelpunkt nehmen. 
 
“Die Ampel-Koalition spricht davon, Klimaschutz und Wohlstand zu verbinden, aber Wohlstand für wen, auf was für einem Planeten? Das gute Leben für Alle scheitert am rassistischen, patriarchalen Kapitalismus, der sich nicht an den Bedürfnissen der Menschen orientiert, sondern an Profit. Die Eindämmung der Klimakatastrophe und den Erhalt der Lebensgrundlage aller können wir nur außerhalb dieses Systems erreichen”, erklärt Lakshmi Thevasagayam, ebenfalls Sprecherin der Aktivist_innen in Lützerath.
 
  
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Kohleproteste: Urteil gegen zwei Klimaaktivisten wegen Hausbesetzung in Lützerath

23.11.2021, Erkelenz. Am Dienstag fand am Amtsgericht Erkelenz ein Prozess gegen zwei Klimaaktivisten statt. Sie wurden vom Vorwurf des Widerstands gegen Vollstreckungsbeamt:innen freigesprochen. Jedoch gab es eine Verurteilung wegen Hausfriedensbruch zu einer Geldstrafe von 20 Tagessätzen.

Die Beschuldigten waren Teil einer Gruppe von fünf Personen, die im vergangenen Januar ein Haus in Lützerath erkletterten, um den Abriss des Dorfes zu verhindern. Der Energiekonzern RWE begann am 05. Januar 2021 damit, Gebäude in Lützerath abzureißen. Durch ihre Besetzung hatte die Aktivist:innen-Gruppe den Abriss für mehrere Stunden blockiert. Erst nach ihrer Festnahme durch die Polizei konnte die Zerstörung der Häusergruppe fortgesetzt werden.

„RWE ist diejenige, die den Hausfrieden in den Dörfern zerstört, in dem sie sie in der Grube versenken. Aber angeklagt werden absurderweise wir, die versuchen dies zu verhindern“, sagt Niklas, einer der Angeklagten.

RWE plant gemeinsam mit der Landesregierung, im Zuge der Erweiterung des Braunkohle-Tagebaus Garzweiler auch den Rest Lützeraths zu zerstören. Das Dorf ist das letzte Hindernis für die Schaufelradbagger des Energieriesen zwischen Holzweiler und Keyenberg. Seit Monaten bewohnen hunderte Klimaaktivist:innen Lützerath, um seine Zerstörung zu vereiteln. Im Januar stellten sich viele von ihnen den Abrissmaschinen in den Weg. Einige erkletterten dazu immer wieder Häuser und Baufahrzeuge. Letztlich verzögerten sie den Abriss lediglich; heute gibt es in Lützerath nur noch wenige Gebäude. Trotzdem sind viele der Klimaaktivist:innen geblieben. Die Verstromung der Kohlebestände unter Lützerath gilt als Scheidepunkt in der deutschen Klimapolitik, an dem wirtschaftliche Interessen und notwendiger Klimaschutz aufeinander treffen. Die Klimaaktivist:innen vor Ort sind weiter entschlossen, das Dorf auch dann zu schützen, wenn Politik und Justiz RWE’s Besitzanspruch bestätigen sollten.

Zu Beginn des Prozesses räumte das Gericht ein, dass das Verfahren eingestellt worden wäre, wenn die zuständige Staatsanwältin nicht eine Weisung ihrer Vorgesetzten bekommen hätte. Letztendlich folgte es jedoch der Verteidigung in der Auffassung, dass aneinander gekettet zu sein nicht als Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte gelten könne.

„Die Kohle unter Lützerath muss unbedingt im Boden bleiben. Laut dem aktuellen IPCC- Bericht braucht es eine Reduktion der jährlichen, weltweiten CO2-Emissionen um 50 % bis 2030, um das Klimaziel von Paris zu erreichen. Die aktuellen Zusagen der Staaten reichen aber nur für eine Reduktion um 1 %. Mit einer Erweiterung des Tagebaus Garzweiler, wird Deutschland sogar diese Ziele noch verfehlen. Weiter an der Kohle festzuhalten ist absolute Realitätsverweigerung”, so Moritz, der zweite Angeklagte.

Während RWE immer wieder behauptet, günstigen Strom anbieten zu wollen, sehen Verbände lokaler Bewohner:innen durch diesen Kurs ihren Lebensmittelpunkt und ihre Kultur zerstört oder gefährdet. Weiterhin machen weite Teile der Klimabewegung RWE für eine unwiderrufliche Zerstörung und Veränderung der Lebensräume von Menschen, Tieren und Pflanzen auf der ganzen Welt verantwortlich. Hier nehmen sie die deutsche Regierung in die Verantwortung, mit Blick auf die global angerichteten Schäden, konsequente Entscheidungen zu treffen. Dazu gehört auch ein sofortiger Ausstieg aus der Kohleenergie, womit Klimaschutz über wirtschaftliche Interessen gestellt würde.

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Kohleproteste: Gerichtsverfahren wegen Hausbesetzung in Lützerath

Erkelenz. Am Dienstag startet der Gerichtsprozess gegen zwei Klimaaktivisten, die Anfang des Jahres festgenommen worden waren. Sie waren Teil einer Gruppe von fünf Personen, die im vergangenen Januar ein Haus in Lützerath erkletterte. Ihnen wird Hausfriedensbruch und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte vorgeworfen.

Der Energiekonzern RWE begann am 05. Januar damit, das Haus gemeinsam mit einem Großteil der Gebäude in Lützerath abzureißen. Durch ihre Besetzung hatte die Aktivist:innen-Gruppe den Abriss für mehrere Stunden blockiert. Erst nach ihrer Festnahme durch die Polizei konnte die Zerstörung der Häusergruppe fortgesetzt werden. Am Dienstagmorgen beginnt die Gerichtsverhandlung gegen zwei von ihnen vor dem Amtsgericht Erkelenz.

„Dieser Prozess ist so absurd, dass es schon fast komisch ist: RWE vertreibt Menschen aus ihren Häusern und reißt diese ab. Und der Versuch das zu verhindern soll Hausfriedensbruch sein?“, sagt Niklas, einer der Angeklagten.

RWE plant gemeinsam mit der Landesregierung, im Zuge der Erweiterung des Braunkohle-Tagebaus Garzweiler auch den Rest Lützeraths zu zerstören. Das Dorf ist das letzte Hindernis für die Schaufelradbagger des Energieriesen zwischen Holzweiler und Keyenberg. Seit Monaten bewohnen hunderte Klimaaktivist:innen Lützerath, um seine Zerstörung zu vereiteln. Im Januar stellten sich viele von ihnen den Abrissmaschinen in den Weg. Einige erkletterten dazu immer wieder Häuser und Baufahrzeuge. Letztlich verzögerten sie den Abriss lediglich; heute gibt es in Lützerath nur noch wenige Gebäude. Trotzdem sind viele der Klimaaktivist:innen geblieben.

„Die Kohle unter Lützerath muss unbedingt im Boden bleiben. Laut dem aktuellen IPCC-Bericht braucht es eine Reduktion der jährlichen, weltweiten CO2-Emissionen um 50 % bis 2030, um das Klimaziel von Paris zu erreichen. Die aktuellen Zusagen der Staaten reichen aber nur für eine Reduktion um 1 %. Mit einer Erweiterung des Tagebaus Garzweiler, wird Deutschland sogar diese Ziele noch verfehlen. Weiter an der Kohle festzuhalten ist absolute Realitätsverweigerung”, so Moritz, der zweite Angeklagte.

Die Verstromung der Kohlebestände unter Lützerath gilt als Scheidepunkt in der deutschen Klimapolitik, an dem wirtschaftliche Interessen und notwendiger Klimaschutz aufeinander treffen. Während RWE immer wieder behauptet, günstigen Strom anbieten zu wollen, sehen Verbände lokaler Bewohner:innen durch diesen Kurs ihre Heimat und Kultur zerstört oder gefährdet. Weiterhin fürchten weite Teile der Klimabewegung eine unwiderrufliche Zerstörung und Veränderung der Lebensräume von Menschen, Tieren und Pflanzen auf der ganzen Welt als Folge.

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Internationaler Aktionstag für das Land der Yukpa und das Klima

 

Für Dienstag, den 16.11. um 15 Uhr, planen Menschen aus der globalen Klimagerechtigkeitsbewegung simultan Aktionen in Madrid, Sevilla, Paris, Mailand, Neapel und Berlin vor kolumbianischen Botschaften. Zum kreativen Protest haben politische und spirituelle Autoritäten der indigenen Yukpa Kolumbiens aufgerufen. Ziel der Aktivist*innen ist, gemeinsam ein Zeichen gegen Landraub und für das globale Klima zu setzen. Vor der kolumbianischen Botschaft in Berlin werden unter anderem ein Delegierter der Yukpa, Juan Pablo Gutierrez sowie Verteidiger*innen Lützeraths und Aktive von „Ende Gelände“ symbolisch eine Barrikade aufstellen. Die Territorien der indigenen Gemeinschaft sowie das kleine rheinländische Dorf Lützerath sind beide vom Kohleabbau bedroht.

 

Der US-Amerikanische Konzern Drummond fördert auf dem Land der Yukpa seit 2009 Steinkohle. Flüsse wurden dafür umgeleitet, die Lebensgrundlage für Fischfang und Jagd zerstört. Die traditionelle Lebensweise der Yukpa verschwindet mit ihrer Umwelt: Heilpflanzen und Materialien zur Herstellung von Alltagsgegenständen finden sich nicht mehr in der beeinträchtigten Landschaft.

Der Tagebau wird mit Genehmigung des kolumbianischen Staates betrieben. Die kolumbianische Regierung setzt sich damit über das Urteil T-713 des Obersten Gerichtshof des Landes aus dem Jahr 2017 hinweg. In diesem Urteil wird sie dazu angehalten, das Territorium der indigenen Yukpa zu schützen.1

 

Lützerath in Nordrhein-Westfalen entwickelt sich aktuell zu einem neuen Hotspot der deutschen Klimagerechtigkeitsbewegung. Bei einer Demonstration am 31.10. kamen 5000 Menschen im abgelegenen Weiler zusammen. Seit über einem Jahr blockieren dauerhaft Aktivist*innen den Abriss von Häusern und das Roden von Bäumen mit Baumhäusern, Sitzblockaden und Barrikaden.

 

Für die Aktivist*innen der verschiedenen Länder ist die Verbindungslinie ihrer Kämpfe klar: Die globale Katastrophe, wie sie der Klimawandel erzeugt, verlangt nach einer globalen Bewegung für gerechten Klimaschutz.

Pressevertreter*innen sind eingeladen, die Aktion zu begleiten.

 

Eckdaten der Aktion in Berlin:
Kolumbianische Botschaft, Taubenstraße 23, 10117 Berlin

Kontakt:

Mail: devuelvan-la-tierra@riseup.net

Telefon: 015207048943

 

Bilder und weitere Informationen versenden wir direkt im Anschluss an die Veranstaltung.

1https://landportal.org/news/2019/08/colombia-indigenous-yukpa-besieged-deforestation-and-armed-conflict

und https://www.corteconstitucional.gov.co/relatoria/2017/t-713-17.htm

Barrikade gegen Landraub vor der kolumbianischen Botschaft in Berlin

Berlin. Am Dienstag, dem 16.11. stellten Aktivist*innen aus der globalen Klimagerechtigkeitsbewegung vor der kolumbianischen Botschaft in Berlin eine symbolische Barrikade auf. Die Kundgebung mit  ca. 50 Teilnehmenden war Teil eines internationalen Aktionstags gegen Landraub an der indigenen Yukpa-Bevölkerung aus Kolumbien und für das globale Klima. Simultan besprühten Aktivist*innen die kolumbianischen Konsulate in Madrid, Sevilla, Paris, Mailand und Neapel mit schwarzer und roter Farbe, demonstrierten in blutroten Gewändern oder ketteten sich an die Gebäude.

In Berlin waren neben einem Delegierten der Yukpa ebenso Bewohner*innen des bedrohten Dorfs Lützerath und Aktive des Bündnisses „Ende Gelände“ anwesend. Klimaschädlicher Kohleabbau gefährdet sowohl die Territorien der indigenen Bevölkerung Kolumbiens, als auch das kleine rheinländische Dorf Lützerath, das derzeit zum Hotspot der deutschen Klimabewegung avanciert.

Heute sind wir hier, weil der Klimawandel und die Tagebaue ein globales Problem sind. Dieses Gesellschaftsmodell hat uns Zivilisation und Fortschritt verkauft. Doch es hat uns aufgrund der Klimaerwärmung als menschliche Spezies an den Rand des Aussterbens gebracht. Wie ist es möglich, von Fortschritt und Entwicklung zu reden, während man damit die Mutter Erde zerstört? Schreiten wir wirklich fort, wenn wir die Kohle den Nahrungsmitteln vorziehen? Der Klimawandel und die Tagebaue sind ein globales Problem. Der Widerstand dagegen sollte auch global sein.“, erklärt Juan Pablo Gutierrez, Delegierter der Yukpa.

Der US-Amerikanische Konzern Drummond fördert auf dem Land der Yukpa seit 2009 Steinkohle im Tagebau „El Descanso“. Flüsse wurden dafür umgeleitet, die Lebensgrundlage für Fischfang und Jagd zerstört. Auch Gräber wurden abgebaggert und von ehemaligen Arbeitern erfuhr die indigene Bevölkerung, dass Körper daraus an Museen geschickt worden seien. Ihre traditionelle Lebensweise verschwindet nun mit der Umwelt: Auch Heilpflanzen und Materialien zur Herstellung von Alltagsgegenständen finden sich nicht mehr in der beeinträchtigten Landschaft. Nach dem Verfassungsgericht Kolumbiens sind die Yukpa damit vom Aussterben bedroht.
Die kolumbianische Regierung genehmigte den Tagebau ohne Einbeziehung der betroffenen Bevölkerung mit dem Argument, es gäbe dort keine indigenen Menschen. Noch immer setzt sie sich über ein Urteil des Verfassungsgerichts des Landes aus dem Jahr 2017 hinweg. In diesem Urteil wird sie dazu angehalten, das Territorium der Yukpa zu schützen.1

Bei den Yukpa und bei uns in Lützerath zerstören Konzerne das Klima und Land für Kohle, nur damit sich Geld vermehrt. Wer bekommt das Geld aus der Umweltzerstörung? Vor allem der Globale Norden, wie Europa oder die USA. Die Menschen hier wollen gar nicht auf Kosten anderer leben, doch unsere Wirtschaft funktioniert seit der Kolonialzeit zutiefst rassistisch.
Die Yukpa und wir in Lützerath stellen uns der Umweltzerstörung zusammen entgegen. Wir fordern: Gebt das Land der Yukpa zurück! Hört sofort mit der Kohleförderung auf!“, beschreibt Lakshmi Thevasagayam, Sprecherin aus Lützerath, die Verbindungslinie ihrer Kämpfe.

1https://landportal.org/news/2019/08/colombia-indigenous-yukpa-besieged-deforestation-and-armed-conflict

und

https://www.corteconstitucional.gov.co/relatoria/2017/t-713-17.htm

Links zu den Fotos:

https://sync.luckycloud.de/d/b76535bb9b1a4d219964/

Aktivist*innen malen ein 300 Quadratmeter großes Bild auf die L277 in Lützerath.

Lützerath. Im Rahmen eines globalen Aktionstages zum finanziellen Motor der Klimakatastrophe haben Aktivist*innen in Lützerath am Rande des Tagebau Garzweiler ein 300 Quadratmeter großes buntes Bild auf die Straße gemalt. Abgebildet sind Fische, Bäume und Kohlebagger, die den Text „Capitalism destroys & kills“ umrahmen: „Kapitalismus zerstört und tötet“. Im Internet läuft der Aktionstag unter „DefundClimateChaos“. Es ist der Aufruf, Investitionen in fossile Energieträger zurückzuziehen.

„Überall auf dem Planeten wird Umwelt verseucht und Menschen sterben, nur damit sich Kapital vermehrt.“, erklärt Salome Dorfer, Sprecherin für die Aktivist*innen in Lützerath. „In den reichen Ländern profitieren wir finanziell von der Zerstörung der ganzen Erde, ob wir wollen oder nicht. Wir und viele Organisationen weltweit richten uns am heutigen Aktionstag gegen diese menschenverachtende Wirtschaftsweise. Wir brauchen eine Ökonomie, die den Bedürfnissen dient, nicht dem Anhäufen von Geld.“

Speziell einen Ort heben die etwa dreißig Malenden hervor: „From Lützerath to Vaca Muerta“ prangt am Rand des Walls zum Tagebauvorland. In Vaca Muerta, Argentinien, investiert die Deutsche Bank in das zweitgrößte Schiefergasvorkommen der Erde. Beim Fracking, einer umweltschädlichen Entnahmemethode, werden weitere Treibhausgase wie Methan frei. Unter der entstehenden Wasserverschmutzung leidet die lokale Bevölkerung. Besonders hart trifft das die indigenen Mapuche, von denen einige auf saubere Flüsse für ihr Vieh angewiesen sind.

„Die Mapuche haben schon 2017 das Land in Vaca Muerta besetzt. Sie sind selbst auf die Weiden angewiesen. Aber eigentlich sind wir alle darauf angewiesen, dass dort das Gas und hier die Kohle im Boden bleibt. Sie und andere indigene Gemeinschaften sind schon seit langem im Konflikt mit dem Wirtschaftssystem und haben eine Vorreiterrolle für die Klimagerechtigkeitsbewegung.“ beschreibt Florian Özcan, Sprecher der Initiative Lützerath Lebt, die Verbindungslinie zwischen den beiden Orten.

„Die Deutsche Bank investiert sowohl hier in den Braunkohletagebau, als auch in Fracking-Gas aus Argentinien. Mit Geld von Oma und Opa wird also das Klima zerstört und Menschen werden ihrer Lebensgrundlage beraubt. Daran kann man gut erkennen, dass nicht einfach falsche Denkmuster unser Problem sind. Sondern dass unser Wirtschaftssystem einfach schädlich für uns ist.“ führt Julia Riedel, Aktivistin in Lützerath, weiter aus.

Die Aktivist*innen in Lützerath bewohnen seit einem Jahr den Ort, um den Abriss für die Braunkohleverstromung aufzuhalten. Zuletzt willigte RWE ein, bis zur Entscheidung über die Enteignung des letzten Grundbesitzers Eckardt Heukamp am Oberverwaltungsgericht Münster seine Grundstücke nicht anzutasten. Dort veranstaltet die Inititative Lützerath Lebt ab diesem Wochenende ihr „Unräumbar-Festival“. Tausende Besucher*innen werden zur Großdemonstration am Sonntag erwartet, zu der Fridays for Future, Alle Dörfer Bleiben, und Greenpeace einladen.

 

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Erkelenz. Am Mittwoch, dem 27.10., wurde bekannt, dass Eckardt Heukamps Flächen nicht wie zuvor geplant am 01.11. in den Besitz von RWE übergehen. Auf Grund des Widerstands vor Ort und dem großen öffentlichen Druck hat sich RWE verpflichtet, abzuwarten, bis die Entscheidung über Heukamps Eilantrag gegen seine Enteignung vom Oberverwaltungsgericht Münster gefallen ist. Dies kann jederzeit passieren, spätestens allerdings am 07. Januar 2022.

Die Vereinbarung hat jedoch keinen Einfluss auf die restlichen Grundstücke in Lützerath. Häuser sind weiter von Abriss bedroht, Bäume können gerodet werden. Eine der Campflächen der Initiative Lützerath Lebt geht am 01.11. in den Besitz RWEs über und ist ab dann räumungsbedroht.


„Dieser Aufschub ist ein Erfolg, der nicht möglich wäre ohne den Widerstand hier vor Ort. Jeden gewonnenen Tag werden wir nutzen, um Lützerath unräumbar zu machen. Wir werden jeden Baum und jedes Haus verteidigen, denn die Kohle darunter würde die Klimakatastrophe weiter verschärfen. Die Kohle muss ab sofort im Boden bleiben. Hier geht es nicht nur um Eckardts Enteignung, sondern um ein gutes Leben für alle.“ erklärt Salome Dorfer, Sprecherin von Lützerath Lebt.

„Es ist ungerecht, dass die Menschen am stärksten von Klimafolgen betroffen sind, die in unserem rassistischen Wirtschaftssystem am meisten ausgebeutet werden. Uns geben die Bewegungen gegen Umweltzerstörung und für Gerechtigkeit im globalen Süden Hoffnung. Deshalb leisten wir hier Widerstand. Diese vielen Menschen zeigen uns, dass eine andere Welt möglich ist.“ ergänzt Florian Özcan, ebenfalls Sprecher der Initiative.

Die Initiative Lützerath Lebt lädt alle Menschen ein, vorbeizukommen. Das Camp auf Heukamps Grundstück kann weiterhin legal besucht werden. Bereits seit über einem Jahr ist Lützerath Treffpunkt für Interessierte und Aktive der Klimagerechtigkeitsbewegung. Hier wird gemeinsam Kaffee getrunken, sich ausgetauscht oder an Baumhäusern gebaut.

 

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+++ Bewohner*innen des Dorfes Lützerath kündigen an, den weiteren Kohleabbau zu blockieren +++

 

 

Die Klimaaktivist*innen, die in das vom Braunkohleabbau akut bedrohte Dorf Lützerath gezogen sind, kündigen an, dort auszuharren, bis fest steht, dass das Dorf erhalten bleibt. Sie fordern einen sofortigen Kohleausstieg.
In dem Sinne geht ihnen auch der abgelehnte Antrag der Grünen im Landtag nicht weit genug. Diese forderten unter anderem ein zeitlich begrenztes Moratorium für den Erhalt des Dorfes und einen früheren Kohleausstieg 2030.

 

 

„Schon dieser unzureichende Vorschlag kommt nicht durch. Dies zeigt, dass wir nicht darauf warten können, bis die Regierung Verantwortung für die Klimakrise übernimmt“, schlussfolgert Salome Dorfer.
„Die Parteien haben zugesagt, die 1,5 Grad Grenze zu achten. Einmal an der Regierung knicken sie unter Wirtschaftsinteressen ein. Deswegen bauen wir hier nicht nur Baumhäuser, damit die Kohle im Boden bleibt. Sondern auch, weil wir eine ganze andere Art des Wirtschaftens brauchen!“

 

 

Deutschland und andere Länder des globalen Nordens tragen jedoch durch hohe historische Emissionen die Hauptverantwortung an der eskalierenden Klimakrise. Massive Maßnahmen sind, auch laut Einschätzung des letzten IPCC-Berichts, sofort notwendig 1 . Deswegen reiche eine Kohleausstieg 2030 nicht aus, so Salome Dorfer, eine Sprecherin der Initiative „Lützerath lebt“.

 

 

„Wir hätten schon längst aus den fossilen Energien komplett aussteigen müssen – Deutschland und andere ehemalige Kolonialmächte ziehen sich dreist aus ihrer Verantwortung für die globale Klimakrise“, so Dorfer.

 

 

Vor wenigen Tagen kündigte der Polizeipräsident Aachens an, dass keine Großeinsätze am Tagebaurand geplant seien. Die Aktivist*innen ordnen dies als Erfolg ihres Protests ein. Zugleich bereiten sie sich weiter darauf vor, Rodungen oder Abrisse zu verhindern.

 

 

„Jeder Tag, an dem Lützerath stehen bleibt, ist ein Erfolg unseres vielfältigen Protestes. Und nur weil die Polizei keinen Großeinsatz plant, heißt es noch lange nicht, dass sie nicht Amtshilfe für RWE leisten werden. Deswegen ist es wichtig, dass wir hier vor Ort sind und Klimagerechtigkeit selbst in die Hand nehmen“, so Salome Dorfer.

 

 

Gestern endete das „Alle Bäume Bleiben Festival“, bei dem hunderte Aktivist*innen vor Ort waren. Neben Bildungsprogramm und Blockadeaktionen wurden auch zahlreiche Strukturen aufgebaut, um Lützerath zu verteidigen und den Protest zu stärken. Baumhäuser, bis zu zehn Meter hohe
Holztürme und sogenannte Tripods wurden errichtet, auf denen sich Menschen aufhalten, um die geplanten Abrissarbeit zu blockieren. Das kleine Dorf Lützerath wird zum Kristallisationspunkt einer lebendigen, starken Klimagerechtigkeitsbewegung.

 

1 https://www.carbonbrief.org/analysis-which-countries-are-historically-responsible-for-climate-change

 

Kontakt:

 

Salome Dorfer: 00491516893053

 

Mail: kontakt@luetzerathlebt.info
Fotos von Lützerath Lebt oder Kollektiv35, zur freien Verwendung:
https://sync.luckycloud.de/d/a4463af7d72e48cba146/

 

Twitter: @LuetziBleibt
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